In diesem Jahr schien die elektronische Welt wieder zur Normalität zurückkehren zu können. Die meisten Pandemie-Beschränkungen fielen, und viele Events fanden wieder statt. Angefangen bei der MAYDAY und zuletzt mit dem Superbloom-Festival. Allerdings gab es in diesem Jahr weitere Unwägbarkeiten, die noch nie so immens ins Gewicht fielen wie 2022.
Die Inflation und finanzielle Defizite infolge der Pandemie erschwerten die Organisation genau so wie der zu beklagende Personalengpass. Aber das Schlimmste für Open-Air-Events waren die Auswirkungen der Klimakrise. Die beispiellose Hitzewelle im Juli hat in ganz Europa Rekordwerte erreicht. Im UK wurde erstmals die 40-Grad-Marke überschritten, in Frankreich und Belgien wurden Rekordtemperaturen von bis zu 42 Grad gemessen, und in Spanien und Portugal, wo die Temperaturen auf bis zu 47 Grad kletterten, forderte die Hitzewelle nach Angaben der WHO knapp 2000 Menschenleben. Im darauffolgenden Monat setzten sich die Hitzewellen auf dem Balkan fort, und die Behörden gaben Warnungen über gefährliche Bedingungen heraus. In Kroatien brachen in Zrce, einem Partystrand in der Nähe von Zadar, und auf der Insel Hvar Brände aus. Hierzulande wurden diverse Festivals aufgrund von Waldbrandgefahr abgesagt – wir hatten HIER darüber berichtet. Andere Festivals hatten mit großen Stürmen zu kämpfen wie das beliebte Ikarus-Festival bei München.
Im Kosovo wurde das beliebte Festival Visions of Beyond wegen eines plötzlichen Temperatursturzes mit Regenfällen und Gewittern abgesagt. Ein Wochenende zuvor stürzte beim Medusa Festival in Valencia (Spanien) wegen starker Winde eine Bühne ein, wobei eine Person ums Leben kam und mehrere Besucher verletzt wurden. Auch in Australien und den USA mussten Festivals wegen extremer Wetterbedingungen abgesagt werden. Und dieses Szenario dürfte in den kommenden Jahren noch bedrohlicher werden. Brandenburg ist ein beliebtes Gebiet für kleine Festivals, jedoch aufgrund des allgemeinen Niederschlagsmangels und der hohen Dichte an Kiefern besonders anfällig für Waldbrände. Die Veranstalter in Brandenburg müssen aus diesen Gründen Kosten für freiwillige Feuerwehren oder andere private Dienstleister in die Kalkulation einbeziehen. Ein Veranstalter hat gegenüber Resident Advisor geäußert: „Ohne diese Vorkehrungen hätten wir keine Genehmigung erhalten. Diese Art von zusätzlichen Kosten können wirklich hoch sein, im Grunde unverhältnismäßig für ein kleines Festival. Viele Leute machen sich keine Gedanken darüber, wie sich das auf den Preis einer Eintrittskarte auswirkt. Sie denken einfach, dass ihre 150 Euro für die Buchung der Künstler und die Einrichtung der Toiletten draufgehen und das war’s.“
Zuletzt hatte das Fusion Festival für kontroverse Reaktionen gesorgt, als die Veranstalter zu Spenden aufriefen, um das angehäufte Millionendefizit abzutragen. Nachzulesen hier.