FAZEmag Jahrespoll 2015: Album

Poll2015
Im letzen Jahr stand Fritz Kalkbrenner an der Spitze vor Caribou und Recondite. In diesem Jahr hat es sein Bruder Paul auch in die Top 5 geschafft. Hier die Top 20 in der Übersicht:

01. Stephan Bodzin – Powers of Ten
02. Pan-Pot – The Other
03. Dapayk Solo – #nofilter
04. Paul Kalkbrenner – 7
05. Sebastian Groth – Awake
06. Torsten Kanzler – Analog System
07. AKA AKA & Thalstroem – Connected
08. Björn Torwellen – Who I Am
09. Claptone – Charmer
10. Richie Hawtin – From My Mind To Yours

11. Jamie xx – In Colour
12. Howling – Sacred Ground
13. Johannes Heil – Black Light
14. Kölsch – 1983
15. Mano Le Tough – Trails
16. Niereich – Sequences
17. Pappenheimer – Time Travel
18. Robin Schulz – Prayer
19. Ruede Hagelstein – Apophenia
20. Scuba – Claustrophobia

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Interview mit Stephan Bodzin

Das Format Album hat besonders in der elektronischen Szene einen überdurchschnittlich hohen Stellenwert. YouTube, SoundCloud und Streaming-Dienste sind allgegenwärtig und haben den Langspieler in eine schon fast als Nischenprodukt einzuordnende Sparte geschoben. Umso erfreulicher ist es, wenn einige Acts diese mit wundervollen Werken wie im letzten Jahr füllen. Der Bremer Stephan Bodzin lieferte acht Jahre nach seinem letzten Album ein Meisterwerk ab – seichte, ja fast schon grazil anmutende Harmonien und Melodien legen sich auf „Powers Of Ten“ über druckvolle Rhythmen und strotzen nur so vor Tiefe und Emotionen. Besonders der Titel „Singularity“ genießt schon jetzt Kultstatus und fügt sich somit in eine Reihe mit „Phobos“, „Atlas“ und „Callisto“.

Wir sprachen mit dem Bremer bei seiner schon fast traditionellen, zweimonatigen Auszeit, die er dieses Mal mit seiner Familie in Costa Rica und Panama verbringt. „Ich freue mich wahnsinnig, den ersten Platz belegt zu haben und freue mich auch, dass meine Musik nach wie vor viele Menschen berührt und so viele mir immer noch bzw. schon wieder auf meinem oftmals eher eigensinnigen Pfad folgen. Ein erster Platz ist ein erster Platz – und auch wenn die einen oder anderen Kollegen vorgeben, eher nichts darauf zu geben, freue ich mich wie Bolle und bin megastolz. Vor allem, da das Album total aus dem Bauch heraus entstanden ist, für mich extrem authentisch ist und mir total entspricht. Und was kann es Schöneres geben, als das Innerste rauszukehren und dann so viele Gleichgesinnte vorzufinden? Ich bin euch sehr dankbar dort draußen, jedem Einzelnen, der Musik liebt und sie mit seiner Stimme und seinem Feedback unterstützt. Danke!“ Seinen Output nach acht Jahren in Album-Gewand zu packen, war für den Herzblut-Chef eine logische Konsequenz in der heutigen Zeit. „Wir sind geprägt von vielfach eher sinnlosem und maximalem Output, sodass es für mich Sinn macht, meiner Musik ein Gesicht, einen Hintergrund, Tiefe und Wertigkeit zu geben. Musik ist für mich schon seit 15 Jahren immer ein Gesamtkonzept gewesen. Völlig unabhängig von jedweden Trends und Wellen gebe ich ihr den Rahmen, den ich für schlüssig halte. Das ist Teil meines künstlerischen Prozesses bzw. Gesamtwerkes. Ein Vinyl-Album, auch für die Remix-Auswertung, ist immer alternativlos für mich gewesen.“

Der erneut entfachte, aber noch nie wirklich weggewesene Hype um Stephan Bodzin ist durch „Powers Of Ten“ in diesen Tagen immens. Mit den auf seiner Agenda stehenden Projekten wird dies auch sicherlich erst mal so bleiben. „Ich arbeite aktuell am BBC1 Essential Mix, der in diesem Monat veröffentlicht wird. Eine unglaubliche Ehre und Freude für mich. Des Weiteren werden 2016 weitere Remixe erscheinen, so z. B. einer, den ich für meinen Freund Rodriguez Jr. gemacht habe. Marc Romboys und mein Klassiker ,Atlas’ wurde von Adriatique, Tuff City Kids und Andre Lodemann geremixt und kommt ebenfalls in diesem Monat auf Systematic. In Sachen Tour werde ich erneut sehr viel unterwegs sein, die Live-Show geht mehr und mehr auf die Bühne und wird nach und nach auch um neue Musik und Visuals erweitert. Zum Ende des Jahres möchte ich im Studio mein nächstes Album fertigstellen – ein machbares Ziel. Ein gutes Jahr steht an und ich genieße schon jetzt jeden Tag.“

Diese Zeilen verfasste er inmitten des Dschungels, auf der Terrasse einer Villa, die sich „ein völlig verrückter Ami aus Wisconsin gebaut hat“, verrät er. „Die Sicht ist atemberaubend schön, man kommt hier selbst mit einem größeren 4×4 nur schwer hoch – die Anreise ist echt ein Abenteuer für sich. Wir sind umringt von Tukanen, Brüllaffen wecken uns um 05:00 Uhr morgens. Laubfrösche, Käfer und Wesen, die ich nicht benennen kann und nie zuvor gesehen habe, sind allgegenwärtig. Die Hitze ist schier unerträglich und die Strände sind definitiv die eindrucksvollsten der Welt. Gerade der brutale Übergang von üppigster Vegetation ins endlose Blau ist einfach nicht in Worte zu fassen, geschweige denn zu fotografieren. Nun denn, Sinn der Sache ist natürlich auch, neue Energie zu tanken, zu resetten, runterzukommen, (wieder) das Wesentliche zu sehen. Ich mache hier keine Musik, chille den ganzen Tag, erfreue mich des Lebens und sehe meine Tochter wachsen. Mit dem entsprechenden Lächeln im Gesicht werde ich ab März dann wieder Musik auflegen, performen und produzieren. One life.“ / Rafael Da Cruz

www.stephanbodzin.com