Flashback in die 80er – Paul Hartnoll von Orbital

Flashback in die 80er – Paul Hartnoll von Orbital / Foto: David Myers Photography

Das englische Brüder-Duo Orbital – bestehend aus Paul und Phil Hartnoll – gilt als eine der legendärsten Electronica-Gruppierungen Großbritanniens. Ihre Soundtracks landeten in zahlreichen Filmen und Videospielen, ihre Konzerte ertönten auf der ganzen Welt. Nach dem fulminanten Comeback („30 Something) im vergangenen Jahr haben uns Orbital nun ein weiteres Album namens „Optical Delusion“ kredenzt, das am 17. Februar auf ihrem hauseigenen Imprint Orbital Recordings erschienen ist. Wir haben uns Paul Hartnoll für einen Flashback in die 80er-Jahre geschnappt.

Mein Jahrzehnt: Die 80er-Jahre waren das Jahrzehnt, in dem ich erwachsen wurde. 1980, mit zwölf Jahren, lebte ich noch in einem Industriedorf in Kent und zehn Jahre später wurde ich von einem BBC-Chauffeur abgeholt und landete bei „Top Of The Pops“. Die Branche hat damals dank neuer elektronischer Instrumente eine erstaunliche Zeit erlebt. Der Sampler veränderte alles und die Technologien brachten völlig neue Möglichkeiten mit sich.

Mein Lieblingstrack: „You Spin Me Round“ von Dead Or Alive. Ich musste in drei verschiedene Städte fahren, um eine Kopie zu finden. Wir haben es in die örtliche Disco mitgenommen und darauf bestanden, dass der DJ es spielt. Die Crowd eskalierte!

Der schlimmste Track: Ich will nicht sagen, dass der Song schlecht ist, denn ich weiß, dass viele Leute ihn mögen, aber für meinen Geschmack müsste es „Lady In Red“ von Chris De Burgh sein. Igitt!

Mein Lieblingsinstrument, -Software, -Tool: Das Jahrzehnt begann mit einem weißen Les-Paul-Vinyl, das mir ein ganzes Universum an kreativem Potenzial eröffnete und es endete mit meinem ersten Sampler, dem Akia S700.

Mein Lieblingsoutfit: Meine meist selbstgemachten zerlumpten Anarcho-Punk-Klamotten: Zerrissene, löchrige Jeans, getragen über fluoreszierenden, gestreiften Hosen, die mit Filzstiften verziert und mit Aufnähern und Sicherheitsnadeln beklebt waren. Ähnliches galt für meine T-Shirts. Dazu trug ich rote Converse und einen langen Regenmantel eines alten Mannes aus dem Wohltätigkeitsladen.

Mein größter modischer Fauxpas: Ein Hemd aus einem Second-Hand-Laden, das ich offen trug und dessen oberster Knopf zugemacht war, obwohl der Kragen zu eng war. Ich sah aus wie ein stranguliertes Huhn.

Mein Lieblingsfilm: „Brazil“ von Terry Gilliam. Dieser Film hat im wahrsten Sinne des Wortes mein Leben verändert. Ich hatte einen aussichtslosen Fahrerjob für ein Pharmaunternehmen im Industriegebiet gleich um die Ecke. Ich schaute den Film und sah darin mein Leben, all den endlosen Papierkram und weinte. Zwei Wochen später gab ich den Job auf und ging auf die Uni, um Kunst zu studieren. Aus dem Film stammt übrigens auch die Idee für die Orbital-Brille. Schaut euch Robert de Niros Outfit an!

Meine Lieblingsshow: „The Adventure Game“ war zu Beginn des Jahrzehnts mein Favorit, eine seltsame Low-Budget-Fantasy-Spielshow. Aber dies ist auch das Jahrzehnt von „Star Trek – The Next Generation“. Umwerfende, trippige Sci-Fi für die Rave-Generation.

Meine größte Jugendsünde: Nicht die Signale zu erkennen, die mir ein Mädchen aussendete, wenn ich ihr gefiel. Dadurch sind mir so einige Romanzen durch die Lappen gegangen.

Mein persönlicher Held: Natürlich Jean Luc Picard!

 

Aus dem FAZEmag 133/03.2023
Foto (aktuell): David Myers Photography
www.orbitalofficial.com

 

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