GusGus – schaffen Raum für den Hörer

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Es ist die Geschichte einer isländischen Band, die 1995 gegründet wurde – eher aus der Not heraus, denn als wirklich geplantes Projekt. Eine Band, die bis zu neun Mitglieder hatte, zu fast jedem Album in veränderter Formation antrat und musikalisch sehr viel zwischen Techno, Pop, Soul und Jazz ausprobierte. Aus der ursprünglichen Kernmannschaft sind noch zwei Mann dabei: Birgir „Biggi Veira“ Þórarinsson und Daníel Ágúst Haraldsson. Ebenfalls schon langjähriges Mitglied ist Stephan „President Bongo“ Stephensen und seit gut fünf Jahren an Bord ist Högni Egilsson. „Mexico“ heißt das neue Album ­– das neunte insgesamt und das dritte bei Kompakt Records. Unsere Fragen beantwortet hat uns Birgir, der zusammen mit Daníel das neue Werk ins Rollen gebracht hat.

2009 veröffentlichten GusGus auf dem Kölner Kompakt-Label das Album „24/7“. Es war der Start in die bisher wohl konstanteste Phase der Band. Zwei Jahre zuvor, kurz nach der Veröffentlichung des Albums „Forever“, verließen Biggi und Bongo die Band – welch Ironie –, um dann letztlich doch unter dem bewährten Namen weiterzumachen. Es gab einen kleinen Richtungswechsel: „Es ging um einen deepen Techno-Vibe, den wir mit unserer Musik vermitteln wollten und dann haben wir Daniél zurückgeholt und Högni neu rekrutiert.“ – „24/7“ war ein gelungener Neustart, auf den zwei Jahre später „Arabian Horse“ folgte, eines der erfolgreichsten Kompakt-Alben der letzten Jahre, für das GusGus auch überwältigende Resonanz aus der Heimat bekamen. Dennoch bzw. gerade deswegen haben sich GusGus mit „Mexico“ wieder etwas neu orientiert. „‘Arabian Horse’ kann man schon als eine Art Sequel von ‘24/7’ sehen. Nicht nur inhaltlich, aber der Produktionsprozess war ähnlich. Als es aber mit dem neuen Album losging, da war für mich klar, dass wir das Technoide etwas draußen lassen wollten. Es sollte ernster und deeper werden, etwas ruhiger und für mich ist es auch wieder eine Verbindung zu den früheren Alben.“

Und so starteten Birgir und Daníel mit der Studioarbeit, während Högni und Stephan erst später dazukamen, da sie mit ihren Seitenprojekten (Hjaltalín & Gluteus Maximus) beschäftigt waren bzw. Letzterer lange auf Segelreise war. „Wir haben neues Material geschrieben, aber auch alte Demos wie „Obnoxiously Sexual“ (2005) und „Mexico“ (2007) hervorgeholt und aufgefrischt. Herausgekommen ist ein Album mit neun Songs, die alle für sich großes Hitpotenzial bergen und dabei den Trademark-Sound der Band transportieren. „Das ist etwas, was sich im Laufe der Jahre natürlich entwickelt hat. Das passiert allerdings nicht, wenn ich die Sounds kreiere, sondern wenn ich sie final abmische. Wenn ich Raum schaffe für den Hörer oder wie ich dann die Stimmen sich entfalten lasse.“

Live könnt ihr den einzigartigen GusGus-Sound im September erleben, wenn die Band für fünf Konzerte nach Deutschland kommt. Das ist unbedingt empfehlenswert, denn auf der Bühne bekommt ihre Musik nochmal eine ganz andere Energie. „Kein Konzert ist wie das andere. Es wird nichts vorher geplant oder arrangiert. Wie wir anfangen – ob mit dem Beat oder einem anderen – das entscheidet sich spontan und es macht sehr großen Spaß immer wieder neue Arrangements zu erschaffen und neue Sachen zu erforschen.“ / Tassilo Dicke

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FAZEmag #029/07.2014
Foto: Ari Magg