Im Studio mit Andreas Tilliander (TM404)

studiobericht
Der schwedische Produzent Andreas Tilliander veröffentlicht seit der Jahrtausendwende unter seinem bürgerlichen und diversen Künstlernamen zahlreiche EPs, Remixe und Alben u.a. auf Labels wie Raster-Noton oder Mille Plateaux. Sein neuestes Alias ist TM404 – eine Reminiszenz and die legendären Roland-Geräte mit den drei Ziffern in der Typenbezeichnung wie TB-303, TR-808, TR-909 etc. Ein Live-Projekt, das er im Februar bei Kontra-Musik auch auf Tonträger veröffentlicht.

tm404Ich habe angefangen, elektronische Musik zu machen, als ich ungefähr 13 Jahre alt war. Anfangs habe ich mit zwei Kassettenrekordern und einem schlechten Keyboard experimentiert. Ich habe außerdem Violine gespielt und versuchte, mit etwas zu kommen, das andere Leute vielleicht genau so mögen wie ich. Das war unmöglich.

Früh in meiner “Karriere”, als ich noch ein Teenager war, habe ich gemerkt, dass ich eigentlich besser darin bin, Songs zu machen, statt irgendein Instrument zu spielen. Ich kaufte mir einen Amiga 500 mit der einzigen Absicht, Musik damit zu machen. Die anderen Kids in meine Klasse hatten auch einen, aber sie spielten nur damit. Eines Tages hatte ich meine Hände an einer (legalen!) Kopie von „Soundtracker“ und fing mit meinen ersten Porduktionen an. D.A.F waren ein großer Einfluss, und ich versuchte, Basslines zu erzeugen, indem ich den Namen des Mädchens eintippte, in das ich in der jeweiligen Woche verliebt war. Jede Taste auf meiner Computertastatur stand für einen Ton, und auf diesem Wege habe ich einige sehr komische (und schlechte) Melodien entwickelt. Ja, ich war jung und dumm. Nach einer Weile habe ich mir analoge Synthesizer gekauft. Ich hatte einen älteren Freund mit all diesen legendären Synthesizern, und so wusste ich früh, was ich wollte. Als ich 17 war, habe ich eine Zeit lang Rasen gemäht, um mir einen Korg MS-20 zu kaufen. Ich habe immer noch diesen Synthesizer, den ich auch noch benutze und liebe.

Nachdem ich dann auf ein paar Compilations vertreten war und von Zeit zu Zeit live gespielt hatte, machte ich 1999 mein erstes Album, „Vena“ (Komplott), unter dem Alias Komp. An diesem Punkt habe ich alle meine Hardware verkauft (Nordlead, MS-10, VC-10, SQ-10, S-900, SPV-355, A-3000, Emax etc.), um mir dann einen PC und Musikprogramme anzuschaffen. Als ich „Vena“ produzierte, habe ich Sony SoundForge als meine Hauptwaffe benutzt. Es kostete mich sehr viel Mühe, damit Songs zu machen. Ich habe diesen Weg immer vorgezogen, deswegen konnte ich Musik machen, die ich vorher noch nie gemacht wurde. Ausschneiden und Einfügen von Soundstufen, pitchen oder die Sounds entwickeln, wie es meine Akai vorher nicht konnte. Die eine Sache, die ich während des Produzierens mit der SoundForge allerdings echt vermisst habe, war die Möglichkeit, Veränderungen in Echtzeit vorzunehmen oder zu „spielen“. Deshalb benutzte ich den Tracker von Jeskola Buzz. Es fühlte sich ähnlich an wie mit dem Amiga, und ich produzierte auf die gleiche Art und Weise. Ich habe mich gut dabei gefühlt, habe es geliebt, und die Soundqualität war auch besser. Und ich wusste genau, was ich mache, musste nicht zufällig Tasten drücken, um außergewöhnliche Basslines zu bekommen. 

In der Zeit als ich Pan Sonic, Basic Channel oder Plastikman hörte, war ich dann sehr fixiert auf Minimal und Electronic Dub. Meine Hoffnung war etwas Ähnliches zu machen, aber „digitaler und rauer“. Was dabei rauskam, war das Album „Cliphop“, das ich 2000 als Mokira auf Raster-Noton veröffentlichte. Darüber hinaus habe ich Buzz auch benutzt, um meine drei Alben für Mille Plateaux zu machen.

Vor zehn Jahren fing es an, dass mir das Gefühl vom Knöpfedrehen und die Synths fehlten, also habe ich mir so viel Hardware gekauft, wie ich konnte. Auch heute noch habe ich Interesse an alten Maschinen und versuche, immer etwas mitzunehmen, wenn ich irgendwo spiele. Heutzutage benutze ich Ableton Live und meine DAW (Digital Audio Workstation), aber ich tendiere dazu, es mehr als Recorder zu benutzen. Selten benutze ich Softsynths, aber wenn ich es tue, dann suche ich mir NI Massive und Arturia raus. Der Hauptgrund, Musik mit Hardware zu machen, ist nicht so sehr der Sound an sich. Ich weiß, es gibt viele Debatten über die Wärme von Analog oder die Magie von Hardware. Da stimme ich in dem einen oder anderen Punkt zu, aber da gibt es auch etwas, das alle Leute zu vergessen scheinen: Beim Musikmachen geht es darum, Spaß zu haben, und für mich macht es mehr Spaß, mit einem klassischen Korg Mono/Poly zu spielen.

Ich habe Tonnen von Hardware – einige Synthesizer zuhause, andere in meinem Studio. Manchmal verleihe ich Drum Machines an einen Freund. Ich habe sogar ein paar Geräte im Büro meiner Freundin. Was ich damit versuche zu sagen, ist, dass es nicht so wichtig ist, was du benutzt. Es geht darum, Ideen zu haben und die Power und den Willen, etwas mit diesen Ideen zu machen.

Mein jüngstes Projekt heißt TM404, und dabei geht es darum, Musik in Echtzeit zu machen. Ich habe ein Konzept entwickelt, bei dem ich nichts anderes benutzen darf als die alten Roland-Klassiker wie MC-202, TB-303, TR-606, TR-808 etc. Alle diese Aufnahmen waren improvisiert, und ich habe die Sessions auch noch gefilmt*. Ich bin mir sicher, es würde nicht so klingen, hätte ich Softsynths benutzt. Man hört fehlerhafte Kabel und knackendes Zubehör. Während eines Tracks habe ich eine SMS bekommen, also ist da ein iPhone-Geräusch zu hören, das ich auch gelassen habe. Aber sonst ist alles analog, alles Roland. 

Ich habe natürlich realisiert, dass nicht jeder sich heutzutage verschiedene TB-303s leisten kann. Ich habe sie gekauft, als sie günstig waren, habe mir nie ein Haus oder ein Auto gekauft. Ich habe außerdem in ein professionelles Outboard investiert, weil ich viel Mastering-Arbeit und Produktionen für andere Künstler mache. Elektronische Musik zu machen, kann teuer sein, muss es aber nicht. Es geht darum, Prioritäten zu setzen. Meine ist es, Musik zu machen. 

tm404

Instrumente/Sequencers:
Roland SH-101
Roland MC-202
Roland TB-303 (5x)
Roland TR-505
Roland TR-606
Roland TR-606 (mit Analog Solutions Modul)
Roland TR-626
Roland TR-707
Roland TR-808
Roland TR-909
Roland MKS-50
Roland Juno-106
Korg MS-20
Korg MS-50
Korg Mono/Poly
Pearl Syncussion SY-1
Akai MPC-1000 (x3)
Clavia NordModular G2
Clavia MicroModular
Clavia NordRack 2
Elektron Analog Four
Elektron Octatrack (x2)
Elektron Monomachine mkII
Elektron Machinedrum UW mkII
Moog Minimoog
Sequential Circuits Prophet-5 rev 2
Futureretro 777
Sequentix Cirklon
DSI MEK
Waldorf Micro-Q

Effektgeräte:
Roland RE-201
Roland RE-301
Roland RE-501
Korg Stage Echo
Maestro EP-4
Aria Locobox AD-15 (my first FX. Bought in 1992)
Lexicon Model 200
Dynacord TAM-21
Dynacord SRS-56
Empirical Labs Distressor (x2)
Empirical Labs Fatso
Tube-Tech SMC 2B
Thermionic Culture Culture Vulture
Roland SIP-303
Universal Audio UAD-2

Mixkonsolen:
Trident 8T 16ch
TLAudio Tubetracker M3

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*www.youtube.com/repeatle
www.repeatle.com