Maschinenraum – mit iZotope, Magenta, XLN Audio, Arturia & Nektar

 

Natürlich künstlich
Neue intelligente Tools

Beim Musikmachen gibt es ein paar ungeschriebene Regeln. Zum Beispiel, dass Faulheit immer gewinnt. Das kann aber auch einfach heißen, dass man sich mit etwas Finesse unnütze Arbeiten am musikalischen Material ersparen kann. Menschen können dafür etwa Shortcuts lernen, um komplexe Menüstrukturen mit einem einzigen Klick zu umgehen. Oder sie können Plug-ins mit künstlicher Intelligenz benutzen. Die gibt es seit gar nicht mal so langer Zeit und sie können verschiedenste Aufgaben übernehmen, auf die man manchmal eben keine Lust hat. Oder neue kreative Querverbindungen schaffen, die vorher unmöglich waren. Hier mal drei Tools zum Starten:

Magenta DDSP-VST
Googles AI hat zahlreiche Instrumente gelernt: Trompete, Violine, Melodica und viele andere. Wenn dir das nicht reicht, kannst du sie aber auch einfach dazu bringen, das Instrument deiner Wahl zu lernen. Dafür gibt es einen kostenlosen Web-Trainer, der sich zehn Minuten deines Instrumentes anhört und dann in der Lage ist, es auch zu spielen. Und warum sollte man das tun?

Das DDSP-VST ist ein Effekt, der Audiosignale sofort analysiert und dann in ein anderes Instrument umwandelt. Also: Du hast einen cheapen Synthesizer in deiner Sammlung und möchtest seinen Sound nochmal von einem Akkordeon in Echtzeit doppeln lassen. Oder du hast die einmalige Gelegenheit, das sündhaft teure Modularsystem von deiner Bekannten zu testen und möchtest den Klang aber für immer konservieren und für dich nutzen. Das DDSP-Plug-in transformiert deine Melodie-Linie in überraschend guter Qualität in das Timbre und die unique Spielweise eines anderen Instruments.
www.magenta.tensorflow.org

iZotope RX 10
Aus einem sehr professionellen Umfeld kommt das neue iZotope RX10, das bald in so gut wie jedem Postproduktionsstudio zu finden sein wird. Künstliche Intelligenz bzw. Machine Learning wird hier genutzt, um Audiodateien von allen Fehlern zu befreien, die beim Recording oder späteren Processing auftreten können.

Dafür gibt es unzählige Module, die einzelne Aufgaben der Audio-Restauration übernehmen: De-Noise, De-Hum, De-Rustle, De-Verb, um nur ein paar zu nennen.

In einem ersten Schritt hilft dir der „Repair-Assistant“ von RX, Fehler in deinen Audios zu finden. Danach benutzt er alle Module, um den Fehler zu beheben und bietet dir einen Lösungsvorschlag an, der meistens schon ziemlich nah an dem ist, was man erreichen wollte.

Außerdem kann man sich in der neuen Version durch stundenlange Voice-Recording-Takes blitzschnell skippen, indem man einfach die betreffende Textzeile eingibt. Die KI findet sofort die passende Stelle für dich. Es gibt so viele RX-Features, die einem das Leben als Audio-Engineer einfacher machen, aber ich muss mich hier wohl auf ein weiteres beschränken: Wer mit seinem Smartphone oder einem sehr günstigen Recorder unterwegs Dinge aufgenommen hat und die Qualität verbessern möchte, dem bietet das Spectral-Recovery-Modul eine Lösung. Es gleicht das Spektrum der Aufnahme mittels KI an hochwertiges Studioequipment an und macht so Handy-Schnappschüsse Profi-tauglich.
www.izotope.com

xln Audio XO
Auch hier hilft künstliche Intelligenz wieder dabei, faul zu sein:
Deine riesige Sample-Library ist an mehreren Orten des PCs verteilt und besteht aus etlichen vereinzelten Packs? Teilweise sind diese sogar nicht gut benannt und du verlierst den Überblick? Nun brauchst du entweder ein paar Tage Zeit, um Ordnung reinzubringen. Oder XO von xln Audio. Das Plug-in sammelt alle deine Samples in einem neuronalen Netzwerk und erkennt Ähnlichkeiten. Und das ziemlich genau. Grob unterteilt wird das musikalische Material in seine Instrumentierung: Kick, Synthesizer oder Ambient. Und da geht es erst los, denn auch Details wie Tonhöhe oder Envelope werden erkannt. Mit diesen Infos sortiert dir XO passende Samples zusammen, die dann direkt in-the-Box zu Beats gemacht werden können. Denn neben der Sample-Organisation ist auch ein enorm intuitiver Sequencer dabei. Und eins der attraktivsten Dinge dabei: Die ganze Drumpattern-Library von xls Audio, bekannt aus Addictive Drums, ist auch mit dabei, sodass man in Windeseile die richtigen Samples und die richtigen Grooves vereint hat.
www.xlnaudio.com

 

Außerdem im Maschinenraum: 

Nektar Widiflex USB
Sag nein zum Kabelsalat
Es gibt Kabelfetischist*innen, klar. Die überspringen das hier einfach. Für den Rest heißt es zuhören, es wird wichtig: Jedes externe Studiogerät, das über MIDI miteinander kommuniziert, braucht ein Kabel. Da kommt bei den meisten einiges zusammen und meistens sieht es bescheiden aus. Was gäbe es Besseres als ein cleanes, aufgeräumtes Studio ohne Kabel? Die Jungs und Mädels von Nektar arbeiten an dieser Vision und präsentierten dieser Tage die Lösung: Mit Bluetooth-5-Adaptern an USB- und MIDI-Buchsen klappt doch auch alles. Alle modernen MIDI-Goodies, wie MPE, sowie althergebrachten Features, wie MIDI Clock, werden einfach über die Luft übertragen. Und das mit einer Range von 20 Metern und einer Latenz von drei Millisekunden.

Bis zu fünf Geräte kann man hier in Reihe schalten, was gerade bei größeren Setups alles easy macht. Das MIDI-Setup kann man sich in der kostenlosen App auch speichern, sodass auch beim nächsten Aufbau des Setups alles sein wird wie gehabt. Und auch auf nervige Bluetooth-Auflade-Sessions könnt ihr verzichten, denn Strom für die charmanten Stecker gibt‘s über die MIDI- und USB-Ports eurer Geräte.
www.nektartech.com

Arturia Dist Coldfire
Zerstörungswut
Manche Distortion-Plug-ins werben damit, dass sie besonders analog klingen. Andere wieder wollen besonders steril und digital sein.
Arturia möchte alle Spielarten von Distortion können und diese mit möglichst modernen Modulations-Routings verbinden. Rausgekommen ist Dist Coldfire.
Elf Distortion-Algorithmen von Tape bis Bit-Crusher stehen bereit, um einerseits subtile Andickungen an akustischen Instrumenten vorzunehmen. Oder um andererseits ein Drumkit total zu smashen.
Das Plug-in hat zwei Distortion-Chains, die entweder serial, parallel, Stereo oder mid/side miteinander gemixt werden. Auch an Modulationsmöglichkeiten fehlt es nicht: LFOs, Sequencer, Envelope-Follower oder ein etwas ausgefuchsterer Multi-Function-Generator bringen jede versierte Sound-Bastler*in zum Lächeln.
Alles wird wieder etwas intuitiver in der Mastersection: Nachdem ihr an jedem Detail gefeilt habt, könnt ihr eurem Sound mit dem Color-Regler den letzten Schliff geben. Das User-Interface ist Arturia-typisch nicht overcomplex, sondern hilft jedem, sich gut zurechtzufinden.
www.arturia.com

 

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