Power-Of-Techno-Macher reagieren auf rechtsradikale Vorfälle und versprechen Änderungen

Power-Of-Techno-Macher reagieren auf rechtsradikale Vorfälle und versprechen Änderungen

Vor wenigen Tagen wurde ein rechtsradikaler Vorfall während einer Techno-Veranstaltung in Würzburg bekannt, der für Aufsehen sorgte (wir berichteten). Die Veranstalter als auch der betroffene DJ meldeten sich nun mit einem ausführlichen Statement zu Wort.

Es sollte eine friedliche Veranstaltung der bunten Techno-Family, vor allen Dingen für Fans härterer Genres der elektronischen Musik, werden. Die Veranstaltungsreihe „Power of Techno“ bereichert schon seit etwa zwölf Jahren das Nachtleben in Würzburg, Nürnberg und Kassel. Doch während der letzten Ausgabe am 28. September kam es zu rassistischen Zwischenrufen durch unbekannte Störenfriede – definitiv keine Bagatelle. Der Auslöser: der Dance-Klassiker „L’Amour Toujours“ von Gigi D’Agostino, der nicht erst seit einem viral gegangenen Video von einer Luxus-Party auf Sylt für rechte Parolen à la „Ausländer raus“ missbraucht wird. Seitdem häufen sich solche Vorfälle immer öfters und scheinen nun – bedauerlicherweise – auch innerhalb der Techno-Community von einzelnen Akteuren verwendet zu werden. Lediglich ein 20-sekündiges Anspielen des Tracks in Form eines Remix durch den Hardcore-Act Unicorn on K, letzter Act des Abends, der von den Missbrauchsfällen keine Kenntnis hatte, reichten für die Zwischenrufe durch Unbekannte aus.

Nachdem sich die Veranstaltungs-Location, die Posthalle in Würzburg, gegenüber der Mainpost bereits von den Vorfällen distanziert und diese scharf verurteilt haben, zog nun auch der externe Veranstalter von „Power of Techno“ nach und bezog auf Social Media Stellung.

Man teile die Stellungnahme der Posthalle Würzburg. Sowohl man selbst als Veranstalter als auch Unicorn on K distanzierten sich zu den Schlachtrufen. Der Größe der Veranstaltung geschuldet habe man von den Rufen vor Ort nichts mitbekommen und sei auch erst später darüber informiert worden, sodass ein Einschreiten nicht möglich gewesen sei. Die Bitte der Veranstalter: Sollten Besucher auf folgenden Events solche Vorfälle mitbekommen, solle man umgehend das Veranstalter-Team oder Mitarbeiter kontaktieren, damit man direkt dagegen vorgehen könne. Power of Techno stünde für eine Safe-Space feiernder Menschen, egal welcher Herkunft, Religion oder Sexualität. Vorurteile und Hass erhielten keinen Platz auf den Dancefloors von Power of Techno.

Das ausführliche Statement könnt ihr hier nachlesen:

Als nächste Veranstaltungen von Power of Techno stehen am 28. Dezember 2024 ein XXL-Hardtekk-Special auf drei Floors im Labyrinth Würzburg (unter anderem mit Zahni, MinuPren, Osttekke, Nogge und Kannadiss) an, als auch ein Hardcore-Special am 25. Januar 2025 ein Hardcore-Special mit Warface, The Dark Horror, Entzugsklinique und weiteren in der Posthalle Würzburg. „L’Amour Toujours“ dürfte dann wohl nicht mehr ertönen.

Brisant: Der inhaltlich gleiche Vorfall ereignete sich wenige Tage später, am 2. Oktober, ebenfalls bei einem Auftritt von Unicorn on K in Deutschland, in der ALWO Altenburg (Thüringen). Auch diese Location distanzierte sich von den Vorfällen. Im Nachgang zur Veranstaltung tauchten Clips aus der ALWO auf, mit denen sich einzelne Gäste offenbar mit den rechtsradikalen Schlachtrufen brüsteten. Die Konsequenz des ALWO Altenburg: letztes Wochenende blieb die Location geschlossen, um die Geschehnisse intern zu besprechen und solche Vorfälle in Zukunft verhindern oder unterbinden zu können. Deshalb wolle man auch Veranstaltungskonzepte überarbeiten.

Das Statement der ALWO Altenburg:

Kritisch: Die gemeinte Veranstaltung wurde von dem Magdeburger Label „Strezzkidz“ organisiert, das bereits 2021 und 2023 aufgrund offenbarer rechtsradikaler Gesinnungen einzelner Künstler, die diese auf sozialen Netzwerken offen zeigten, in der Kritik stand.

Der betroffene DJ, Unicorn on K, der aus Spanien kommt, postete unterdessen eine Entschuldigung auf Instagram. Er habe „L’Amour Toujours“ bereits seit vier Jahren in seinen Sets gespielt und nichts von den negativen Ausuferungen in Deutschland gewusst. Er spreche kein Deutsch, weswegen er auch die Zwischenrufe oder Posts unter seinen Kommentaren nichts verstanden haben. Er selbst distanziere sich zu jeglichen politischen Bewegungen aller Richtungen. Bei seinen Auftritten gehe es um Musik, Spaß und Freude.

Das originale Posting von Unicorn on K:

Generell zeigt sich anhand der Vorfälle eine neue Dimension rechtspopulistischer Vorfälle, die die Debatte anregen, inwieweit rechte Statements in der Mitte der Gesellschaft und damit auch in popkulturellen Subkulturen mit dem Erstarken rechter Politik angekommen sind. Wie offen ist die lange Zeit als heterogen propagierte Techno-Community inzwischen für rechte Statements und wie sensibel wird innerhalb eigentlicher Safe Spaces mit solchen Themen umgegangen?

Da Popkulturen auch immer ein Spiegel des gesellschaftlichen Standes sind, berechtige Fragen, die verhandeln lassen, wie man Clubs als Safe Spaces einer offenen Raving Society im Sinne der 90er-Jahre, die für alle zugänglich und sicher ist, erhalten kann.

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