Zehn legendäre NRW-Clubs, die es leider nicht mehr gibt

Zehn legendäre NRW-Clubs, die es leider nicht mehr gibt. Foto-Quelle: Facebook

Sie sind die Heiligen Kultstätten der Rave-Community, Tempel, Begegnungsorte, Orte des kulturellen Austauschs. Sie beherbergen Erinnerungen, führen Menschen zusammen, die sich sonst womöglich nicht kennengelernt hätten, bieten den Austausch zwischen Musikern und Rezipienten und ermöglichen vor allen Dingen das medial-räumliche Erleben von Live-Musik oder innovativen DJ-Mixen. Ja, wir reden hier von Clubs. Was für Gläubige das Gebetshaus ist, das ist für die Techno-Jünger der Club.

In Zeiten, in denen Clubs immer mehr vom Aussterben bedroht sind, da Mieten sich erhöhen, Energie- und Personalkosten steigen, Künstler teurer werden und die Gentrifizierung in Städten zunimmt, während ländliche Räume Abwanderungen in zentral gelegene Orte erfahren, möchten wir die Relevanz von Clubs nochmals unterstreichen und in Erinnerungen an zehn legendäre Clubs in Deutschlands bevölkerungsreichsten Bundesland, Nordrhein-Westfalen, schwelgen, die es leider nicht mehr gibt. Wir möchten ihnen die Ehre erweisen, die ihnen gebührt und blicken mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück.

  1. Warehouse

Standort: Köln

Aktive Jahre: 1990-1994, 1994-2004

Eine der wichtigsten Institutionen in der technoiden Club-Geschichte NRWs: das Warehouse. 1990 bis 1994 in der Wilhelm-Mauser-Straße in Köln-Bickendorf beheimatet, zog der Club nach einer Razzia in ein Gebäude des Kölner Werftgeländes im Mülheimer Hafen. Mitte der 2000er Jahre war Schluss. Das Gebäude wurde verkauft, seitdem befindet sich darin das Bootshaus, das es regelmäßig in die Top zehn der besten Clubs weltweit schafft. Das Warehouse galt als Sprungbrett für viele Techno-Größen und als Wegbereiter der Techno-Bewegung in Deutschland.

In den 2010er-Jahren gab es vereinzelte Revival-Partys in anderen Locations. Für nächstes Jahr das große Highlight: Für einen Revival-Rave kehrt das Warehouse in die originale Location zurück, die dafür nach damaligem Vorbild umgebaut wird. Weiberfastnacht 2025 ist es so weit.

  1. Ratinger Hof

Standort: Düsseldorf

Aktive Jahre: 1976-2003

Als erster Anlaufpunkt für Punk-Musik in Deutschland in den 1970er-Jahren gestartet, etwa mit Die Toten Hosen, übernahm Rolf Maier Bode (RMB) den Club in den 90er-Jahren und wandelte in zu einen der Hotspots für Techno-Musik in Deutschland um. Resident-DJs wie Rene Runge (später Teil von Blank & Jones) und Stefan Waldschmidt heizten dem Publikum in der Landeshauptstadt genauso ein wie eingeladene DJ-Größen à la Sven Väth, Mark Spoon, Carl Cox oder auch Andry Nalin. Ab 2003 wurde die Location zeitweise als Livemusikspielstätte und Soziokulturelles Zentrum weitergeführt, jedoch nicht als Techno-Club.

  1. Poison Club / Rheingold

Standort: Düsseldorf

Aktive Jahre: 1994-2014

Direkt im Hauptbahnhof von Düsseldorf gelegen, waren besonders die Afterhours im Poison legendär. DJs wie Nathalie de Borah (hier im Interview zum Poison-Club) und D-Nox bereicherten die Gäste, die aufgrund der zentralen Lage teilweise mit Koffer anreisten, mit technoiden Sounds.

  1. Phuture Club

Standort: Duisburg

Aktive Jahre: 1994-1997

In den 90ern einer der wichtigsten Techno-Clubs im Ruhrgebiet, 1994 im Landschaftspark in Duisburg eröffnet. Resident-DJ war unter anderem Plank. Letztjährig haben wir ihn zum Phuture Club interviewt.

  1. Checker’s

Standort: Düsseldorf

Aktive Jahre: 1983-2014

2014: Nicht nur der Poison Club schloss in Düsseldorf in diesem Jahr, sondern auch das Checker’s. Der berühmte Club befand sich mitten auf der Königsallee, abgekürzt Kö, einem zentral gelegenen Shopping-Boulevard. Andry Nalin war hier Resident und Claudia Schiffer wurde hier entdeckt.

  1. Neuschwanstein

Standort: Köln

Club in der Kölner Mittelstraße. Der Eingang war so versteckt, dass viele Touristen deprimiert wieder den Heimweg angetreten haben. Damals die schwierigste Tür Kölns. 2016 eröffnete in der Location auf zwei Ebenen das Triple A.

  1. Bhaggy

Standort: Düsseldorf

Aktive Jahre: 1980er und 1990er

Düsseldorf in den 90er-Jahren: eine ausgedehnte Club-Kultur aller Facetten bereicherte die Landeshauptstadt während des großen Techno-Booms. Eine Location davon: das Bhaggy. Sonntags ließ man hier das Wochenende auslaufen. Bevorzugt auf einer der vier Boxen.

  1. Rote Liebe

Standort: Essen

Aktive Jahre: 1992-1997

Thomas Geier aka Bottrop Bwoy gründete in den 90er-Jahren zusammen mit Konsorten einen legendären House-Club mitten im Ruhrgebiet: die Rote Liebe.

  1. Modell Traumwelt

Standort: Essen

Aktive Jahre: 1983-1997

Bleiben wir doch direkt mal in Essen. Denn dort gab es auch das Modell Traumwelt, ein Club auf drei Ebenen, mit Kapazität für 1500 Gäste, höhen- und drehverstellbarer Tanzfläche und sogar einem Kettenkarrussel. Legendäre Event-Reihen und Sonder-Events fanden statt, zu denen DJ-Größen wie Sven Väth, DJ Dag, Marusha, Jens Lissat, Mark Spoon, Steve Mason oder auch Talla 2XLC eingeladen wurden.

  1. Königsburg

Standort: Krefeld

Aktive Jahre: 1987-2017

Zwei Tage vor Weihnachten im Jahr 1987 eröffnete ein Club, der zur Techno-Legende NRWs und über die Grenzen des Bundeslandes hinaus werden sollte. Artists wie Tocadisco, Ramon Zenker, DJ Red 5 oder auch Celvin Rotane prägten den Sound der Location. Nach 30-jährigem Betrieb und mehreren vorübergehenden Schließungen seit den 2000er-Jahren, schloss die Location 2017 endgültig. Das Gebäude wurde abgerissen. Die gute Nachricht: jährlich an Weihnachten wird eine große Revival-Party organisiert, mit umfangreichem Line-up. Am 25. Dezember 2024 spielen dort auf vier Floors dieses Jahr unter anderem Hardfloor (live), Nathalie de Borah, Plank, DJ Red 5, Kosmonova und Aquagen. Weitere Acts werden noch verkündet. Hier geht es zu den Tickets.

Foto-Quelle: ticket.io

Anlässlich der dieswöchigen MTV Music Week findet in Düsseldorf eine Führung durch die dortige Szene und an Orte und Off-Locations ehemaliger Clubs am Samstag, den 9. November statt.

Natürlich fehlen wir einige wichtige Clubs wie z.B.

Harpune Düsseldorf
Ramrod in Düsseldof
Rave-Club in Köln
Yokoto in Köln

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