Deutscher Musikrat kritisiert Corona-Schutzmaßnahmen: „Schadet dem gesellschaftlichen Zusammenhalt“

Die bayerische Staatsoper in München. Credits: t-mizo via Flickr

Die Corona-Infektionen steigen in Deutschland weiterhin stark an. Schon seit längerem wird in der Politik deshalb intensiv über drastischere Einschränkungen für das öffentliche Leben debattiert. Am morgigen 28. Oktober wird es eine weitere Diskussion zwischen Angela Merkel und den Ministerpräsidenten- und präsidentinnen bezüglich neuer Maßnahmen geben. Mit Spannung erwartet wird eine mögliche Entscheidung vor allem innerhalb der Kulturbranche, die sich (zum Teil) immer und immer mehr in ihrer Existenz bedroht sieht. Der Deutsche Musikrat hat nun eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der er zum Ausdruck bringt, dass es in keinem Fall einen Lockdown für die Kulturszene geben darf.

Prof. Christian Höppner, Generalsekretär des Musikrates, wird in der Mitteilung wie folgt zitiert: „Der Deutsche Musikrat appelliert eindringlich an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder, ihre morgigen Beratungen in Bezug auf das Kulturleben mit Augenmaß zu führen und keine weiteren Einschränkungen für Kulturorte mit bewährten Hygienekonzepten zu beschließen. Natürlich bedarf es in Zeiten mit erschreckend hohen Neuninfektionszahlen wirksamer Schutzmaßnahmen und insbesondere einer hohen Eigenverantwortung jedes einzelnen, denn laut Robert Koch-Institut infizieren sich derzeit die meisten im privaten Bereich. Konzerthäuser und Theater allerdings haben sich mit ihren detaillierten Hygienekonzepten als vergleichsweise sichere Räume erwiesen. Orte der kulturellen Begegnung sind für das soziale Miteinander unverzichtbar: live, nicht virtuell – gerade jetzt, wo Ängste und Vereinsamung das öffentliche Leben bestimmen. Das stumpfe Schwert undifferenzierter Schutzmaßnahmen, wie es derzeit in Bayern zum Einsatz kommt, entspricht nicht dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand und schadet dem gesellschaftlichen Zusammenhalt gravierend.“

Bei einem Inzidenzwert von 100 Infektionen pro 100.000 Einwohnern dürfen sich in Bayern aktuell nur noch maximal 50 Personen in einem Event-bzw. Veranstaltungsraum versammeln. Der Deutsche Musikrat schätzt diese Einschränkung als deutlich zu stark ein und beruft sich dabei auf einen von Ärzten und Wissenschaftlern begleiteten Praxistest an der Staatsoper München, der gezeigt habe, dass das Infektionsrisiko auch bei 500 Menschen in einem Raum nicht signifikant höher sei.

Was meint ihr dazu? Sind drastischere Maßnahmen unausweichlich oder übertrieben?

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Quelle: Deutscher Musikrat