„Einmal pusten, bitte“. Was taugen die neuen Corona-Atemtest-Methoden?

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Wer bereits einen Corona-Test über sich ergehen musste, der wird bemerkt haben, dass es angenehmere Dinge auf diesem Planeten gibt. Denn der Rachenabstrich, der entnommen wird, löst nicht selten einen Würgereiz aus. Die Wissenschaft forscht jedoch bereits seit einiger Zeit an alternativen Testverfahren, die einfacher durchzuführen sind. Wie das Magazin „Der Spiegel“ berichtet, haben Forscher des Klinikums Dortmund und der Universität Edinburgh haben nun einen neuartigen Test entwickelt: Einen Corona-Atemtest.

Der Atemtest funktioniert rein theoretisch so, wie die Geräte, die bei Verkehrskontrollen zum Einsatz kommen. Reinpusten, kurz warten, fertig. Doch ganz so simpel ist es dann leider doch nicht. Die Röhre, in die hineingeatmet bzw. hineingepustet wird, erweist sich als deutlich größer und unhandlicher im Vergleich zu der Röhre, die bei der Polizei zum Einsatz kommen. Der Name des Geräts für die Corona-Atemstests lautet übrigens: Gaschromatopgraphie-Ionen-Mobilitäts-Spektrometer, kurz GC-IMS.

Innerhalb von nur 15 Minuten verspricht der GC-IMS ein Ergebnis. Doch wie schlägt er sich in pucto Genauigkeit mit einem herkömmlichen PCR-Test? Die Forscher testeten 89 Personen und stellten schnell fest, dass der Atemtest noch nicht ausgereift ist: Nur 80 Prozent der Infizierten wurden auch als positiv erkannt. Der PCR-Test lieferte deutlich präzisere Resultate.

Sind die Corona-Atemtests also reif für die Tonne? Nein, befinden Olaf Holz, vom Fraunhofer-Institut und Bernhard Schaaf, Direktor des Klinikums Dortmund. Da es sich beim GC-IMS um eine völlig andere Testmethode handele, müsse diese derzeit noch genauer erforscht werden. Während PCR- und Antigentests nämlich nach dem Virus selbst, bzw. den Proteinen des Virus suchen würden, messe ein Atemtest lediglich die körperliche Reaktion auf die Infektion, analysieren Holz und Schaaf. Der Direktor des Klinikums erklärt: „Er (der Mensch, Anm. d. Red.) produziert dann gewisse Stoffe, die unter anderem mit der Atemluft ausgestoßen werden.“ Die Atemprobe werde anschließend auf eine Kombination unterschiedlicher Stoffe, die im Normalfall als Reaktion auf eine Covid-Infektion gebildet werden, untersucht, fährt Schaaf fort.

Olaf Holz, der an nicht-invasiver Atemwegsdiagnostik am Frauenhofer-Institut forscht, erläutert abschließend noch einmal das größte Problem der Atemtests: „Unsere Atemluft wird durch viele Faktoren beeinträchtigt, wie etwa unserer Umwelt oder unserem Lifestyle“, sagt er. „Darmbakterien produzieren zum Beispiel eine Vielzahl von Substanzen, die über die Atemluft abgegeben werden. Somit kann eine Probe dann auch durch die Ernährung verändert werden.“

Doch auch wenn Atemtests (noch) nicht die nötige Präzision mit sich bringen, wird in der Wissenschaft weiterhin akribisch an dem Verfahren geforscht. So untersuche beispielsweise auch das Unternehmen Braun aktuell eine mögliche Methode, berichtet Der Spiegel.

Bis das Verfahren ausgereift ist, wird wohl noch eine ganze Weile vergehen. Ein Einsatz bei Großveranstaltungen, Festivals oder vor Clubs ist also erstmal ausgeschlossen. Vielleicht ja dann bei der nächsten Pandemie.

Hier geht es zur Studie der Universität Edinburgh und des Klinikums Dortmund.

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Quelle: Der Spiegel