Track-Check: Extrawelt – Soopertrack (Border Community)

Extrawelt – das ist geballte Live-Musik-Kunst wie sie im Buche steht. Ihr einzigartiger, spaciger Minimal-Sound brachte dem norddeutschen Duo völlig zurecht große Erfolge und einen unangefochtenen Stand in der elektronischen Szene ein. Nun feiern Arne Schaffhausen und Wayan Raabe ihr 15-jähriges Bestehen mit dem Best-Of-Album „Extrawelt Hits“. Obendrein erschien im Oktober mit „Little We Know“ eine EP mit neuem Futter für unsere Ohren. Im Rahmen unseres Track-Checks haben wir mit Extrawelt über die Entstehung ihres Klassikers „Soopertrack“ (2005) gesprochen, der selbstredend auch auf dem Best-Of-Album zu finden ist.

 

Glückwunsch zum Jubiläum! Wie lautet euer Fazit zu 15 Jahren Extrawelt?

Wayan: Danke! Aber bitte keine voreiligen Schlüsse ziehen, 15 Jahre sind viel zu wenig für ein Fazit!
Aber mal ernsthaft: Es hat größtenteils derbe Spaß gemacht. Großartig, dass wir das schon so lange machen dürfen. Jetzt wird es Zeit für die nächsten 15 Jahre…

„Soopertrack“ startet mit einer treibenden Bassline. Wie kamt ihr zu diesem Sound und wie habt ihr ihn programmiert?

Arne: Ich meine, die Bassline haben wir erst später harmonisch zu den Chords gespielt. Was den Sound angeht: Wir suchten einfach nach nur nach einem funktionierenden Bass, den wir in unserer damaligen Neuanschaffung, dem microKorg, letztlich auch fanden.

Über der Bassline sind verspielte Glitches eingebaut worden. Aus welchen Quellen stammt so ein Sound und wie habt ihr ihn bearbeitet?

Wayan: Eigentlich war uns die Achtel-Bassline ein wenig zu schnöde und plump. Sie passte aber gut zum Track, also hat Arne einfach ein paar zusätzliche Midi-Noten eingespielt. Et voilà.

Eure Drums wirken sehr klar und druckvoll. Habt ihr hierfür Samples benutzt oder Drumsynthesizer? 

Arne: Die Bassdrum war ursprünglich ein Sample von Freunden. Der Druck kommt meist vor allem durch die Klangauswahl und das Arrangement. Wenn das passt, sind Nachbearbeitung und Mix einfach zu bewerkstelligen und können nochmal eine Schippe drauf packen. Das Sounddesign ist uns aber deutlich wichtiger als Funktionalität.

Entstehen eure Drums aktuell auf die gleiche Weise oder hat sich etwas geändert?

Wayan: Das geht immer nach Lust und Laune. Ein paar Erfahrungswerte besitzen wir aber schon, die grob eine Richtung vorgeben. Manchmal haben wir aber auch einfach Lust, irgendein Gerät zu benutzen. Die Maxi auf Kompakt zum Beispiel, kommt aus nur drei Klangquellen und alle Cuts wurden mit den Mutes am Pult gemacht. „Little We Know“ hingegen enthält alles, was die Technik hergibt.

Der melodiöse Leadsound hat eine ähnliche Textur wie die Bassline. Stammt dieser aus dem gleichen Synthesizer?

Arne: Nein. Ich glaube, das war irgendein Logic-Stock-Plugin. Der ES P vielleicht.

Wie kreiert ihr einen roten Faden zwischen all euren Spuren und wie gestaltet ihr eine Beziehung zwischen den unterschiedlichen Sounds?

Wayan: Das passiert ganz unbewusst. Am Anfang steht ein Sample, ein Loop oder eine Bassline. Und dann fängt man eben an zu basteln – Mal fliegt was raus, mal fängt man wieder ganz von vorn an. Irgendwann ergibt sich aus dem Puzzle dann ein Idealbild. Wichtig ist dabei vor allem, dass man seinem Gehör vertraut und die Musik vor sein Ego stellt.

Im Hintergrund schwebt ein verträumtes Pad, das sehr moduliert über die Zeit. Wie geht ihr an solche Sounds ran?

Arne: Das Pad kommt aus einer Preset-Schleuder (Roland XV 5080). Modulationen machen wir meistens „Live“ und nehmen die Spur in den Rechner auf. Oftmals müssen wir aber länger an einem Synth herumdrehen, bis uns der Sound gefällt oder er in der altbewährten Tonne landet.

Im Moment verschiebt sich der Studio-Trend in Richtung Hardware-basiertes Studio, zum Teil auch DAW-less. Was denkt ihr, ist der nächste Gegentrend? Gehen wir noch mehr Richtung Band oder zurück zu in-the-Box?

Wayan: Für Trends interessieren wir uns eher weniger, wir arbeiten da sehr frei. Wichtig ist für uns in erster Linie, genügend Abwechslung beim Produzieren zu haben und verschiedenste Soundquellen zu benutzen. Wenn man Spaß an der Sache hat, hilft das meistens auch der Musik.

 

 

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DJ Misjah & DJ Tim – Access (X-Trax)
999999999 – Love 4 Rave (NineTimesNine)
Josh Wink – Higher State Of Consciousness (Strictly Rhythm)
Thomas Schumacher – When I Rock (Bush)

Markus Suckut – Infinity (SCKT)
Len Faki – Robot Evolution (Figure)
Da Hool – Meet Her At The Loveparade

Ian Pooley – Celtic Cross (Force Inc.)
Chopstick & Johnjon – Pining Moon (Suol)
Butch – Countach (Cocoon) 
Isolée – Beaut Mot Plage (Playhouse)
SBTH – Ribolla (Lossless)
Matthias Meyer – November Rain (Watergate)
Axel Boman – Purple Drank (Pampa Records)
Sascha Funke – Mango (BPitch Control)
Format:B – Chunky (Formatik)
CamelPhat & Elderbrook – Cola (Defected)

Justus Köhncke – Timecode (Kompakt Records) 
Frankey & Sandrino – Acamar (Innervisions)

Oxia – Domino (Kompakt)

Andhim – Tosch (Superfriends)
Gabriel Ananda – Ihre persönliche Glücksmelodie (Karmarouge)

Ninetoes – Finder (Kling Klong)
Die Vögel – Blaue Moschee (Pampa Records)

 

 

Wir verlosen die Vinyl-Box von „Extrawelt Hits“! Um mitzumachen, schickt uns eine E-Mail mit dem Betreff „Extrawelt“ an win@fazemag.de. Einsendeschluss ist der 20. November 2020. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

www.extrawelt.com