Ob die Technik die Musik macht oder der Künstler, der die Maschine bedient ist umstritten. Nicht umstritten ist jedoch, dass elektronische Musik im allgemeinen und Techno im speziellen stark von der Nutzung neuer, innovativer Musikproduktions-Technologie geprägt war und ist. Bis zum heutigen “Bedroom Producer”, der zuhause in seinem Zimmer mit nicht mehr als einem Laptop und kostenloser Software hochqualitative Tracks produzieren kann, war es ein weiter Weg. Als Techno in den 1980er Jahren entstanden ist, mussten die damaligen Produzenten wie Jeff Mills oder Juan Atkins mit wenigen analogen Geräten und einem Vierspur- Aufnahmegerät sehr kreativ umgehen, um den unglaublich futuristischen, darken Detroit Sound zu kreieren. Diese zehn Geräte haben den Techno-Sound bis heute geprägt und somit Kultstatus erlangt.
1. Roland TR-808
Oft kopiert, nie erreicht: Der Roland TR 808 Rhythm Composer wurde 1980 als Ersatz für einen echten Drummer auf den Markt gebracht. Viele Technokünstler sahen aber in dem sehr drückenden Sound eine Chance und benutzten den Drumcomputer in ihren Tracks. Es gibt unglaublich viele Releases, in denen der 808-Sound zu hören ist, von Jeff Mills bis Mariah Carey. Wer heute das Original auf Ebay erwerben möchte, muss dafür tief in die Tasche greifen. Afrikas Bambaatas “Planet Rock” war eine Blaupause und Inspiration für viele. Vorne mit dabei: Die punchigen Drumsounds der 808.
2. EMU SP 1200
Dieser Sampler wird auch heute noch in vielen Techno-Produktionen eingesetzt, da der Lo-Fi-Sound des EMU SP 1200 vielen Sounds die nötige Rawness liefert. Mit 8,2 Sekunden Samplezeit muss man sehr geschickt umgehen, doch Speicherplatz war 1987 sehr teuer. Überzeugt wurde man schnell durch die extrem warmen Filter und den genialen Filter, dessen Swingeinstellungen zu den besten gehören. In dem folgendem Video zeigt der deutsche Producer Redshape, warum die SP 1200 auch bei modernen Techno-Beats zu gebrauchen ist.
3. Roland TB-303
Zuerst als Bassbegleitung für Bands gebaut, wurde diese Box schnell von DJs für ungemein quietschende Acid-Sequenzen “missbraucht”. Die TB-303 wurde zum Sound einer ganzen Ära! Der Acid-Sound kommt auch heute noch sehr oft vor.
4. Moog Minimoog Model D
Seit mehr als 30 Jahren der Garant für warme Bässe und starke Leadsounds, hat sein Hype in der Techno-Szene nie aufgehört. Das zeigen vor allem die unzähligen Software-Clones, die aber mittlerweile den Original-Synthie sehr gut nachahmen können und so den Sound in viele kleine Projektstudios auf dieser Welt verbreiten, denn den Preis kann man nicht grade als erschwinglich bezeichnen: Ab 3800 EUR wird der monophone Synth gehandelt, doch bei wunderschönen Tracks wie diesem überlegt man sich es vielleicht doch noch mal..
5. Korg MS-20
Es gibt selten Synthies, die mehr Charakter gezeigt haben als dieser Mono-Synth von Korg. Die quietschenden Sounds des Filters und die kraftvollen Bässe machten ihn so berühmt, dass es 2016 sogar eine Neuauflage des Synths gab. Daft Punk benutzen den Korg-Klassiker als Bass und Leadsynth in ihrem Hit “Around the world”:
6. Akai MPC 60
Roger Linn, der auch bei der Linndrum und den Emu-Samplern mitmischte, erfand mit der MPC (Music Production Center) eine Kombination aus Sampler und Sequenzer, die ausreichte, ganze Tracks zu produzieren. Als Vorreiter einer ganz neuen Gerätekategorie, den Grooveboxen, inspiriert die MPC bis heute viele Künstler. Auch Max Graef, dessen Musik irgendwo zwischen Elektronik und Jazz anzusiedeln ist.
7. Roland TR-909
Wo der Vorgänger, die TR-808, noch für etwas weicheren Sound steht, hört man die 1983 nachfolgende TR-909 in allen Techno-Tracks, die einen sehr roughen, kompromissloseren Sound haben.
Mit mehr Parametern und Möglichkeiten ist die TR-909 DIE Techno-Drummaschine und auch heute basieren die meisten Drumsounds auf diesem Kultgerät, welches z. B. Jeff Mills im Techno-Classic “The Bells” einsetzt.
https://www.youtube.com/watch?v=DwpedKWwS3w
8. Alesis Midiverb 1
Dieses Effektgerät würde heute niemand mehr herstellen. Doch das Midiverb 1 steht wie viele andere günstige, digitale Effektgeräte für die Kreativität vieler Producer, die mit ungewöhnlichen Geräten experimentiert haben und so ihren Sound geschaffen haben. Man könnte hier auch unzählige Gitarreneffekte wie das Boss DD7 aufzählen, doch grade das Midiverb haben damals viele Acts benutzt – wie auch Squarepusher
9. Steinberg Cubase
Cubase war zusammen mit Apple Logic eine der ersten Softwares, die ein digitales Studio im eigenen Computer ermöglichten. Auf einmal standen beinahe unlimitierte Möglichkeiten zur Verfügung und der Produzent wurde zum Dirigenten des eigenen Orchesters. Was heute ganz normal klingt, war für die Techno-Urväter damals nicht mehr als ein Traum. Das erste Mal in 1989 auf den Markt gekommen, revolutionierte die Digital Audio Workstation alles. Eine typische DAW- Studiosession seht ihr hier:
10. Native Instruments Reaktor/Cycling 74 Max/Msp
Was Modularsyntheziser bei den Hardwaregeräten sind, sind die beiden Programme bei den Softwaretools. Eine Spielwiese für Nerds und Soundtüftler, aus der bisher ungehörte Klänge entstanden sind. Dank dieser Software wird wieder immer innovative elektronische Musik entstehen und Acts wie Monolake zeigen, wie experimentell Techno sein kann:
Zugabe:
11. Sausage Fattener von Dada Life
In einer Reihe mit all den verstaubten Drummaschines und Synthies steht die Software der beiden EDM-DJs Dada Life. So fett klingt ein Audiosignal, wenn es durch eine Wurst geleitet wird. Für uns die wichtigste Innovation in drei Dekaden Techno.
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