Tom Novy lässt sich über die aktuelle Fake-DJ-Kultur aus

Tom Novy lässt sich über die aktuelle Fake-DJ-Kultur aus. Quelle: Facebook

Influencer, Privatjet-Poser und 90er-Jahre-Hits-Remixer bekommen bei Tom Novy gerade ordentlich ihr Fett weg. Nachdem sich bereits manch anderer DJ der alten Garde über Selbstdarsteller-DJs beschwert hat, legt Novy nun ordentlich nach – und hält sich dabei nicht gerade zurück.

Tom Novy ist verärgert und das anscheinend ziemlich. Das zeigt sich anhand eines Social-Media-Posts auf dessen Artist-Page, der gerade gut viral geht. Es scheint fast so, als würde die Münchner House-Größe eine Bombe platzen lassen, die schon lange im leisen Inneren des 54-jährigen geschlummert hat und immer größer geworden ist.

Bereits zuvor hatten sich viele DJ- und Produzenten-Kollegen, die schon länger mit im Game sind, über die neue Generation DJs, die durch TikTok-Reels und co. glänzt, beschwert. Tom Novy reiht sich hinter Pappenheimer, der mit Stella Bossi aneinandergeraten war, Mark Reeve, der gleich die heutige Szene als Ganzes scharf kritisierte und sich gleich danach noch über Privatjet-DJs beschwerte oder auch DJ Quicksilver, der regelmäßig auf aktuelle Missstände in der Szene aufmerksam macht (Aussage: Der „neue Techno ist das neue EDM“, ein.

Novys Message klingt dabei vor allen Dingen eines: sauer. Thomas Reichold, so der bürgerliche Name des Star-DJs, stellt die Fragestellung, was aus dem DJ-Beruf heutzutage geworden ist, voran, um sie sich dann selbst wehleidig zu beantworten. Er bezeichnet die aktuelle DJ-Kultur als „hirnlosen Zirkus“ mit „Clownsnummern“, die nichts „mit echtem DJing zu tun“ habe. Tom geht sogar noch weiter, bezeichnet mit drastischen Worten diese „neuen ‚Big Shouts‘“ und „Instagram-DJs“ als „erbärmlich“, „Idioten“ und „Selbstdarsteller“.

Konkret kritisiert der erfahrene DJ und Produzent, der seit den 90ern in der Szene ein Name ist, belanglose Remixe von 90er-Jahre-Nummern, Reels als Mittel, sich den „Platz in der sogenannten DJ-Elite“ zu sichern, das Posen vor Privatjets sowie die übermäßige Verwendung von Smartphones, um sich als DJ beliebt zu machen.

Er selbst sei seit mehr als 35 Jahren im Business, spiele nach wie vor an jedem Wochenende und „habe die Menschen auf allen Kontinenten zum Tanzen gebracht“ – allerdings nicht über Social-Media-Reels, sondern anhand der Musik. Richtige DJs seien Dienstleister, die „die Musik über alles“ lieben, die Menge lesen können, in Ekstase versetzen und damit „gute Stimmung (…) verbreiten“. Die heutige Selbstdarsteller-DJ-Generation könne er nicht „als Kollegen ernst nehmen“ und bezeichnet diese als „Schande“

Hier der originale Post:

Novy stellte den Post sowohl auf seinem öffentlichen als auch seinem privaten Facebook-Account, der öffentlich einsehbar ist, gestrig online. Er erhielt daraufhin viel Zuspruch. Auf die Aussage, es gebe auch viele „talentierte junge DJs“, zum Beispiel bei Defected, reagiert er: „Ich kenne und folge auch ganz vielen neuen Jungen DJs die was drauf haben. Nur haben die halt oft keine Chance wenn sie ned den Affen Machen. Mein Kommentar ist ja keine Frag des Alters und auch nicht die Übliche „Früher war alles besser“ Nummer. Find es nur traurig zu sehen wie es jeden Tag von dem abkommt was es eigentlich ist. Mit Musik hat das nur noch sehr wenig zu tun und das hört man halt leider auch überall.“ Bei Novys Kritik handelt es sich folglich um keine Kritik gegenüber allen Nachwuchs-Künstlern, sondern um eine systemische Kritik der heutigen Szene.

Tom Novy hat gerade zuletzt den Latin-House-Track „Boca Linda“ gemeinsam mit der Sängerin Alexandra Prince herausgebracht:

Wer noch echte DJ-Kunst made by Tom Novy erleben möchte, bekommt dazu etwa diesen Samstag, am 19. Oktober 2024 im Eins Tiefer in Ulm die Chance. Dort spielt Novy anlässlich der Reihe „Ritual. House Music Vibes“.

„Boca Linda“ von Tom Novy & Alexandra Prince ist am 19. Oktober 2024 via Nouveau Niveau Records erschienen.

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