„Wut im Bauch“ – Warehouse-Club-Gründer erhält Antwort von Armin Laschet auf Brandbrief

Yener Kisla, der Gründer des bekannten Warehouse Club in Köln, in dem früher auch regelmäßig Sven Väth spielte, hat sich mit einem Brief an Ministerpräsident Armin Laschet gewandt, um auf die aktuelle Krisenlage in der Veranstaltungsbranche aufmerksam zu machen.

„Das Warehouse gilt und galt als Vorreiter und war der einzige Club, der all diese Generationen nicht nur erlebt, sondern gleichermaßen gefördert und entwickelt hat: ohne den Warehouse Club wäre diese so große Clublandschaft und die Großevents nicht möglich gewesen. Deshalb ist das Warehouse als eine der Wurzeln in dieser Musik-Szene anzusehen. Der nahe Kontakt zu den Gästen und deren Umfeld war der Crew im Warehouse von Anfang an wichtig, denn das Warehouse-Team beschränkte sich nicht auf die bloße Organisation und dem nackten Management des Ladens.“

Hier das Schreiben von Yener Kisla:

„Sehr geehrter Herr Minister Präsident Laschet,

langsam aber sicher wird die Wut im Bauch immer größer, denn bald haben wir ein sehr trauriges 1-jähriges Jubiläum 18. März 2021.

Mein Name ist Yener Kisla. Ich bin mit Leib und Seele Veranstalter der ersten Stunde, bereits seit 1990 konzeptioniere und organisiere ich große Veranstaltungen und gestalte die Clublandschaft hier in Köln maßgeblich mit.

Als im Jahre 2001 die Landesregierung von NRW einige Veranstalter:innen, darunter auch mich, danach fragte, ob wir an der Organisation des „50 Jahre NRW“ Jubiläums teilnehmen möchten, um die Feierlichkeiten und das Programm anlässlich dieses besonderen Landesgeburtstages mitzugestalten, habe ich ohne Zögern dem damaligen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau meine uneingeschränkte und ehrenamtliche Unterstützung angeboten. Ich habe dies gerne getan, denn ich sehe die Verstaltungswirtschaft im Allgemeinen und auch meine Branche als Clubbetreiber im Besonderen als aktiven Bestandteil der Kulturgestaltung und Kulturförderung an. Nach dem Abschluss der Feierlichkeiten erhielt ich damals ein persönliches Dankschreiben von unserem damaligen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau – für mich der schönste Lohn. Es geht also nicht nur um Geld, es geht um das leise Sterben unserer gesamten Kultur. Eine gesellschaftliche Katastrophe und kein Ende, keine Perspektive ist in Sicht. Am 13.03.2021 jährt sich nun der Tag an dem die Kultur verschwand.

Ein Jahr ohne Konzerte und Clubs, ohne Tanzen und Kulturangebote, vor allem aber ohne soziale Interaktion und Freude. Wie lange noch soll dieser unnatürliche Zustand noch andauern, dessen psychische und physische Kollateralschäden auf die Menschen jetzt schon überdeutlich spürbar sind?

Natürlich haben wir Geduld. Doch keiner weiß, wie wir uns alle wieder erholen und besonders wie lange es finanziell so weitergehen kann. Wir machen Streams/Talks und das alles für null Euro, nur um uns und unsere Kultur zu erhalten. Eine staatliche „Hilfe“ folgt der nächsten und bei den meisten ist noch immer nichts angekommen. Das ist eindeutig viel zu spät!

Es ist schon einiges kaputt gegangen und viele werden nie wieder öffnen können.

Die Regierung macht Vorschriften… ohne konstruktive Ideen, keine durchdachten Konzepte und keine leistet wirkliche Hilfe. Ein Jahr lang keine Feiern, keine Partys, keine anderen Veranstaltungen, keine Treffen und geschlossene Clubs.

Wir dürfen in den Supermarkt, zur Drogerie etc. und Artikel des täglichen Bedarfs kaufen.  Den restlichen Teil des Tages dürfen wir zuhause bleiben und nichts tun. Viele kleine und auch große Betriebe sind bereits jetzt durch die diffusen und offensichtlich kaum wirksamen Maßnahmen einfach irreparabel beschädigt. Eine Insolvenzwelle beispiellosen Ausmaßes wird über uns hereinbrechen. An dieser Erkenntnis für schon lange kein Weg mehr vorbei. Ganze Branchen werden schlichtweg ausgelöscht.

Es muß jetzt etwas geschehen, bevor es für alle zu spät ist und das Ausmaß nicht mehr einzugrenzen ist.

WIR BRAUCHEN DRINGEND WIEDER NORMALITÄT –
UND DAS GANZ SCHNELL!!!

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.“

Hier die Antwort von Armin Laschet:

 

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