Joy Adegoke und Wim Janssens sind Joy Wellboy und haben Anfang September diesen Jahres ihr Debütalbum “Yorokobi’s Mantra” auf BPitch Control veröffentlicht.
Joy Adegoke:
Dein Lieblingsjahrzehnt: Ohne Zweifel die 80er. Weil ich mich an eine sehr bunte und dynamische Dekade erinnere.
Dein Lieblings-Song: Ich habe so viele, aber ich muss mich wohl entscheiden. Einer um wach zu werden: „Maniac“ von Michael Sembello. Gibt mir einen Schuss volle Energie. Angezogen mit meinen Jazzdance-Klamotten, bin ich wie verrückt hin und her gehüpft und getanzt, wenn ich den Song gehört habe und war nachher nass geschwitzt wie Alex im Film „Flashdance“. Ich höre mir den Song immer noch an, wenn ich mich auf etwas konzentrieren muss. Es funktioniert!
Der schlimmste Song: „Private Dancer“ von Tina Turner. Der Sing ist so unsexy. In den 70er jahren hat sie wirklich Stil gehabt, aber aus den 80ern hasse ich ziemlich alle Songs, die sie gemacht hat.
Mein Lieblingsmusikgerät: Mein Fisher Price Kassettenrecorder. Ich damit viel Musik gehört, aber vor allem Geschichten und Hörbücher mitten in der Nacht, wenn ich nicht schlafen konnte.
Dein Lieblingsoutift: Mein heller pinker Mantel von Millet. Ich möchte ihn einfach dafür, dass er dick und warm war. Meine gestreifte Jeans-Salopette (eine Art Overall) sowie gelbe und fluoreszierende Smiley-Ohrringe aus Plastik.
Dein schlimmster modischer Fauxpas: Wenn ich heutzutage Bilder von mir sehe, auf denen ich kurze violette Leggins und ein kurzes grasgrünen Top mit Fransen trage … dann wundere ich mich immer noch, wie mich meine Mutter damit rumlaufen ließ. Damals habe ich das Outfit natürlich geliebt.
Deine Jugendsünde: Dass ich Süßigkeiten und Spielzeug im Zeitungsladen geklaut habe. Ich erinnere mich, dass mein Herz raste und ich erinnere mich, wie mal mit einem ganzen Beutel Flummis erwischt wurde. OMG!
Dein Lieblingsfilm: „Die unendliche Geschichte“ – der Film hat mich umgehauen, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Ich ihn mir immer und immer wieder angeschaut und war vor allem vom Fuchur, den ich gleichermaßen sehr gemocht habe, wie ich ihn auch unheimlich fand. Ich konnte nicht aufhören zu weinen, als Artax im Sumpf versank, das war herzzerreißend.
Deine Lieblingsserien: Die Schnorchels, Astro Boy, Inspector Gadget, Die Glücksbärchis, Les Minipouss, Die Fraggels, Candy Candy, Téléchat (eine unheimliche französische Puppenserie, die komplett absurd wirkte), Liegebeest (eine komische flämische Puppenserie. Unheimlich fand ich ,dass die Puppen echte Hände hatten) und natürlich das A-Team.
Dein Lieblingsheld: MacGyver! Ich habe ihn total geliebt. Mein bester Freund und ich haben immer die Tittelmelodie gesungen und uns dabei wie Agenten im Zimmer bewegt, herumgeklettert und abgerollt. Und wir haben immer daran geglaubt, dass wir ebenfalls jedes Problem lösen könnten mit irgendwelchem Kram, den wir gefunden haben.
Wim Janssens:
Dein Lieblingsjahrzehnt: Das sind die 80er. Ich war in den 70ern zu jung, um mich wirklich gut erinnern zu können, aber an die 80er Jahre erinnere ich mich vom ersten Tag an.
Dein Lieblings-Song: „Debaser“ von den Pixies. Meine Tante besuchte mich eines Tages und brachte mir die erste EP der Pixies mit: „Come On Pilgrim“. In dieser Zeit habe ich viel New Wave und Punk gehört, Bands wie The Cure, Virgin Prunes, The Clash oder The Jesus & Mary Chain. Doch als ich zum ersten Mal die Dixies mit „Caribou“ hörte, traute ich meinen Ohren nicht. Das klang so rau, natürlich und anders als alles, was ich vorher gehört hatte, das hat mich weggeblasen.
Der schlimmste Song: Es wurde so unglaublich viel kitschiger, cheesy Kram gespielt. Anfang der 80er dachte ich wirklich, dass es keine andere Musik geben würde, als dieses Herzschmerz-Geschrei zu schmierigen Tracks. Und was Verrückteste ist, dass ich heutzutage die meisten davon wirklich mag. Einige dieser Songs haben im Laufe der Jahre eine gewisse Coolness gewonnen, aber der Song, an dem ich mich mit den höchsten Maß an Grauen zurückerinnere ist „Kyrie Eleison“ von Mr Mister. Ich erinnere mich, wie ich auf der Rückbank im Auto saß und ich kein Wort verstanden habe. Ich wusste, dass die Jungs an einem Ort waren, an den ich nie hin wollte, niemals. Gott, habe Erbarmen mit mir!
Mein Lieblingsmusikgerät: Ich habe heiß und innig meinen Walkman geliebt. Ich mochte einfach die Tatsache, dass ich die Musik, die ich mochte, überall hin mitnehmen konnte. Mitte der 80er habe ich fast jeden Song aus den Charts aufgenommen, später dann die Alben, die ich mir kaufte. Und mit meinen Freunden habe ich viel Musik ausgetauscht. Fünf Jahre lang ging ich nie ohne ihn aus dem Haus.
Dein Lieblingsoutift: Converse All Stars, Blue Jeans und mein „Unknown Pleasures“-Shirt von Joy Divison. Das habe ich mehr als 20 Jahre lang getragen, bis es so viele Löcher hatte, dass es eigentlich gar nicht mehr existent war.
Dein schlimmster modischer Fauxpas: Wir waren vier Geschwister zu Hause, daher wurden die Klamotten immer weitergreicht. Nah 1980 haben wir fünf Jahre gebraucht, um die 70er loszuwerden. Meine schlimmste Modesünde hat mir mein älterer Bruder zugefügt. Er ging mit meiner Mutter einkaufen und kaufte ich diese schrecklichen Dockside-Schuhe. Da ich der Nöchste in der Rangfolge war, wusste ich, dass ich sie eines Tages tragen müsste. Ich sah aus wie ein reiches Kind, dass von einem Bootstrip vom Atlantik zurückkam.
Dein Lieblingsfilm: Es gab viele großartige Filme, die ich gerne gesehen habe: „Zurück in die Zukunft, „Gremlins“, „Alien“, „Breakfast Club“ … Das waren alels Filem, die ich schauen durfte, aber die Filme, die mich wirklich anzogen, waren die, die spät am Abend liefen. „Begierde“ von Tony Scott mit David Bowie und Catherine Deneuve war einer von diesen. Als alle in der Küche Karten spielten, machte ich meine schrägen Erfahrungen mit dieser düsteren Story über Kinder tötende Vampire, lesbische Sex-Szenen und Menschen, die innerhalb von wenigen Tagen alt wurden. Es war wahrscheinlich nicht der beste Film der 80er, aber er hat mir die Augen geöffnet.
Meine Lieblingsserien: Lange Zeit gab es nur 2-3 Programme zu sehen, Privatfernsehen kam erst gegen Ende des Jahrzehnts. Die beiden Serien, die im am meisten mochte, waren „Made In Belgium“ und „Hard Labeur“, eine Geschichte über eine Bauernfamilie und Blut, Schweiß und Tränen.
Mein persönlicher Held: Robert Smith von The Cure. Ich war und bin ein großer Fan von The Cure. Alben wie „Pornography“ und „Seventeen Seconds“ öffneten eine neue Welt für mich. Songs wie „Caterpillar Girl“, „Just Like Heaven“ oder „Close Time“ – nicht weniger als große Popmusik.
Deine Jugendsünde: Es gab Zeiten, da glaubte ich, dass ich mir einfach alles nehmen könnte, wenn ich was brauchen würde. Bis ich dann erwischt wurde, als ich LPs im Plattenladen klaute. Ich konnte es mir nicht leisten jede Woche Musik zu kaufen und so war Diebstahl damals für mich der einzige Weg.
Review: Joy Wellboy – Yorokobi’s Mantra (BPitch Control)
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