Der kalifornische Trend aus Silicon Valley, Microdosing, ist nur ein Teilaspekt der psychedelischen Renaissance. Für medizinische Zwecke laufen derweil eine Vielzahl von Studien mit Psychedelika. Aber auch im Business-Bereich hat die psychedelische Droge LSD ein Comeback. Beim Microdosing werden Kleinstmengen an LSD genommen, um die Gehirnaktivität zu fördern, um kreative Leistung und Konzentration zu verbessern. Dabei wird etwa ein Zehntel der Dosis im Vergleich zu einem „normalen“ LSD-Trip eingenommen. Oft wird es verdünnt in Form von Spray in den Mund gesprüht oder es wird ein dünner Streifen von einer „Pappe“ abgeschnitten und sich auf die Zunge gelegt. Ein regelrechter Businesstrip. Ein Kreativitätsturbo, der die Konsumenten konzentriert und mit unkonventionellen Lösungswegen arbeiten lässt oder die Arbeit somit erleichtert. Apple-Ikone Steve Jobs selbst meinte, LSD zu nehmen, sei eine der wichtigsten Entscheidungen in seinem Leben gewesen.
Ob der Gebrauch von Kleinstmengen der Neuro-Enhancer wirklich ein psychedelischer Kreativitätsturbo für die Businesswelt ist, oder ob das Ganze nur ein großer Placebo-Effekt ist, war lange nicht klar.
Der amerikanische Psychologe James Fadiman, ein Pionier der psychedelischen Forschungen, beschäftigt sich schon lange mit LSD und seiner Wirkung. Schon vor 50 Jahren veröffentlichte er bahnbrechende Studien zu den Thema in wie weit LSD als psychotherapeutisches Mittel heilsam ist. Seit dem LSD 1966 verboten wurde, hat auch Fadiman Probleme finanziellen Förderungen zu finden um auf dem Gebiet als Wissenschaftler weiter zu forschen. Das sollte sich Dank dem Trend ändern und es wurden Forschungen mit LSD wieder aufgenommen.
Vergangenes Wochenende auf der Psychedelika-Konferenz der Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (MAPS) wurde genau zu diesem Thema diskutiert und erste Ergebnisse einer unabhängigen Microdosing-Studie dargelegt.
Die Microdosing-Studie läuft seit fünf Jahren und erstmals konnte Fadiman ausgearbeitete Ergebnisse präsentieren.
Die Teilnehmer dieser Studie mussten die Bedingung erfüllen, dass sie einen eigenen Zugang zu LSD haben. Und über einen Zeitraum von einem Monaten alle vier Tage microdosen. Weiter mussten die Teilnehmer ihren regelmäßigen Micro-Acid-Konsum dokumentieren. Ihr Befinden und ihre Emotionen detailliert aufschreiben. Die von Fadiman gesammelten Daten kamen von insgesamt 418 freiwilligen Probanden. Darunter 284 Männer, 126 Frauen und 5 Menschen, die sich als Transgender identifizieren. Das Alter der Teilnehmer lag zwischen 18 und 78 Jahren, das Durchschnittsalter betrug 34 Jahre.
75 Prozent der Teilnehmer gaben in den Fragebögen an, dass sie auf Grund von Depressionen mit dem Microdosing begonnen haben.
Fadiman war schon vor der Studie der Überzeugung, dass LSD Microdosis durchaus (als medizinische Behandlungsmethode) positive Effekte mit sich bringt. Die durchgeführte Forschungsstudie hat seine Vermutungen nun bestätigt. Aus den Dokumentationen der Teilnehmer für die LSD-Microdosing-Studie geht hervor, dass bemerkenswerte Schübe in Richtung Zielstrebigkeit, Aufmerksamkeit und Motivation zu vernehmen waren. Gleichzeitig reduzierten sich depressive Gefühle stark. Man kann von einer allgemeinen Verbesserung des mentalen Zustands sprechen.
Eine weitere interessante Beobachtung innerhalb dieser Studie war fünf farbblinden Probanden zu entnehmen. Alle fünf Probanden sagten, dass sie trotz der kleinen Dosis LSD „Leuchtspuren“ bei sich bewegenden Objekten sahen. Leucht-, Farb- und Musterphänomene sind sonst nur bei einer „normalen“, also nicht microdosierten Einheit LSd zu beobachten.
Eine weitere positive Eigenschaft brachte diese Studie den Probandinnen, die immer an starken Regelschmerzen litten. Sie dokumentierten, dass während der Studie die sonst üblichen Regelschmerzen ausblieben.
Dies ebnet den Weg für weitere medizinische Forschungen mit LSD. Zum Beispiel; wirkt sich LSD-Microdosing auf die Menstruation aus? Und wie steht es dabei um das Sehvermögen von Farbenblinden? Eine Sichtweise und Fragestellung, die Klinikärzten sonst so wohl kaum in den Sinn gekommen wären, ohne Fadimans Forschungen und Studien.
Die Ergebnisse von Fadimans Studie sind sehr positiv und auch faszinierend, dennoch kann man jetzt nicht LSD als Allheilmittel verallgemeinern. Der Umgang mit LSD ist immer noch mit Vorsicht zu betrachten. Einige Teilnehmer, die in den Fragebögen angaben an Angststörungen zu leiden, hatten keine Verbesserungen diesbezüglich zu verzeichnen. Im Gegensatz, bei wenigen dieser Teilnehmer wurde der Angst-Zustand noch heftiger.
Den Ergebnissen der Studie ist unzuverlässige Erinnerungsvermögen der Teilnehmer und die absichtliche Verzerrung der subjektiven Erfahrungen entgegenzustellen. Das könnten Indikatoren sein, die die Ergebnisse in gewisser Weise manipuliert haben könnten. Die Studie basiert auf Selbsteinschätzung der Teilnehmer. Nichts desto Trotz ist Fadiman´s Studie ein bedeutsamer Schritt für die Entwicklung medizinischer Fortschritte und Entdeckung psychotherapeutischer Hilfswerkzeuge.
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