„Schatz, hast du mal ein Möhrchen für mich? Wir sollten heute Abend keine Kohlenhydrate essen, lass uns doch etwas Kohl dünsten und zwei Stunden später wieder Kohldampf haben.“
Bitte versteht mich nicht falsch, es ist mir im Grunde vollkommen egal, wie jemand geartet ist. Ich bin praktisch emotionslos, wenn es zu Gender-, Vegetarier-, Veganer- oder Glaubensdebatten kommt. Ich glaube, ich könnte mit einem Nudisten über den Jungfernstieg laufen und es als normal empfinden, wenn mein Verhältnis mit der Person im Reinen ist. Ich kann den Vegetariertrend absolut verstehen. Gerade bei DJs oder Musikern ist die Sehnsucht nach einem gesunden Ausgleich zu dem „ungesunden“ Nacht- und Reiseleben besonders hoch. Das leuchtet mir ein, drum wundere ich mich auch nicht über Phoniques oder Chris Liebings Propaganda dafür.
Letzte Woche erzählte mein geliebter Hunti, dass DJ Emerson beim Check-In in Bari eine Tüte mit geschälten Möhren rausholte und sie allen anbot. Da musste ich schon schmunzeln. Coole, harte Techno-DJs mit Rimowa-Trolleys aus Stahl, Senator-Anhängern an den Griffen und einer Tüte Möhren in der Hand. Surreales Bild, aber auch unterhaltsam – mal eine andere Geschichte, als Verspätungen oder Sprengstofftest von der Maschine.
Ich muss gestehen, ich finde dieses Veggie-Musiker-Gejammer, dass man am Flughafen nichts zu essen findet extrem öde und unfollowe in bestimmten Fällen von zu viel Vegan-Problem-Tweets. Es tut mir leid, dass ihr Jungs am Flughafen nichts zu essen findet. Das tue ich aber auch nicht und ich bin weder Veganer noch Vegetarier. Ich habe einfach nur keine Lust auf den Fraß, der mir am Flughafen oder im Flugzeug angeboten wird.
Meine Philosophie, was Essen angeht, ist total simpel. Ich vertraue darauf, was mein Kopf sich wünscht und koche es oder gehe in das dementsprechende Restaurant. Damit fahre ich gut. Ein Mal im Jahr, um meinen Geburtstag rum, lasse ich mir von meinem Hausarzt Blut abnehmen und erfreue mich über optimale Blutwerte, trotz Alkohol, Steaks und Sachertorte. Ich glaube nicht im geringsten, dass Vegetarier oder Veganer gesünder leben. Das ist ein Trugschluss. Früher, genauer gesagt als Teenager, dachte ich, Vegetarier sind total gesund, heute nicht mehr. Ich kenne viele Vegetarier, die nett gesagt eine Murmel haben oder einfach nur fett sind. Soweit ich weiß, ist dick sein nicht gesund. Da hilft auch kein Gemüse, wenn später Herz-Kreislauf-Probleme oder Arthrose auftauchen. Warum schreibe ich es hier eigentlich?
Ach ja, gestern habe ich mich über die Grünen aufgeregt. Ich finde deren Forderung einen Veggie-Day einzuführen nahezu lächerlich und es zeigt mir nur, dass die Partei psychologisch am Schlafen ist. Da hätte ich schon mehr Verstand und Konsequenz-Denken erwartet. Wer will sich denn in sein Essen reinregieren lassen? Klar sollte es absolut kein Problem sein, einmal in der Woche auf Fleisch zu verzichten, aber freiwillig, liebe Partei, freiwillig!
Kein Wunder, dass euch die Wähler davonlaufen. Menschen reagieren oft extrem und aufbrausend, wenn sie das Gefühl haben, dass sie zu etwas gebracht werden sollen, dass sie gar nicht wollen. In diesem Fall sprechen Psychologen von „reaktantem Verhalten“. Ob das Tief der Grünen nun am Veggie-Day liegt oder nicht, ist fraglich, aber in meinen Augen ist da durchaus etwas Wahres und Plausibles dran.
Gerade Männer haben ein Problem damit. Versucht mal meinen Freund Germanpsycho, der ohne Champagner, Steaks vom Edelschlachter und Kokain nicht leben kann, sein Fleisch wegzunehmen. Dann ist aber zappenduster! Männer sind halt Jäger, außerdem brauchen sie mehr Protein. Wahrscheinlich ist es die Folge klassischer Rollenmuster. Ja, das wird es sein, anders kann ich mir nicht erklären, warum mich niemand von meinen Männern an den Grill lässt. Nicht mal einen Maiskolben darf ich wenden. Naja, ich war den ganzen Sommer tolerant und geduldig. Jetzt ist die Grillsaison vorbei und ich bin wieder Chef in der Küche! Toleranz ist wichtig, also lasse ich jeden Essen und machen was er will. Nur bei Frutariern halte ich Abstand, die kommen mir crazy vor.
Zu guter Letzt noch etwas Schleichwerbung am Kontext vorbei. Nächste Woche kommt meine neue Single mit Kim Pixa raus. Diese heißt „Wo Ist Die Liebe Geblieben“ und wird von Black Fox Music auf Platte gepresst. Dazu gibt es einen Remix von André Winter, weil André Winter alle meine Platten remixt. Mittlerweile ist das Konzept. Falls ein Remix gebraucht wird, frage ich André, ansonsten bemühe ich mich, ohne Remixe auszukommen.
Bis nächsten Monat!
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