Novys Welt 11/2011
Wie bestimmt allen in letzter Zeit aufgefallen ist, gibt es eine Art elektronischer Musik, die ziemlich kommerziell und europoppig klingt. Ich habe versucht, dem Kind mal einen Namen zu geben, aber ich bin nicht weiter gekommen als „Dance“. Man fragt sich, woher auf einmal all diese schlimmen Songs kommen, die sich anhören, als wären die Venga Boys oder Dr. Alban auferstanden – nur eben etwas moderner. Dann liegt es derzeit noch schwer im Trend, von allem und jedem Song ein Remake zu machen. Das gab es schon immer, aber nicht in dieser massiven Form. So wird ein Kurd Maverick bekannt mit einen „Pump Up The Jam“-Remix. Und ein Avicii macht „My Feelings For You“ und gleich hinterher noch ein „Sweet Dreams“-Cover. Und Fedde le Grand lässt sich auf „So Much Love To Give“ feiern. Alles Songs, die es schon mal gab und damals auch bereits große Erfolge waren. Dann ist da noch die Kombination von R‘n‘Bund HipHop-Künstlern mit Dancemusik. Von Rihanna bis Usher, von Snoop Dog bis Chris Brown – alle machen heute Dance. Warum das so ist, frage ich mich und will der Sache heute mal auf den Grund gehen. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach. Man kann es quasi aus der Politik herleiten. Der Grund für all das ist: Amerika!
Amerika gibt wie immer den Ton an und alle machen mit. Nun könnte man sagen, das ist ein bisschen weit her geholt, aber selbst kann man das nur herausfi nden, wenn man selbst ab und zu drüben ist und mitbekommt, was sich musikalisch auf den Straßen dort tut. In den 90ern gab es dort keinen Dance, keine Jugendbewegung wie Techno. Es gab ein paar Clubs, DJs und Labels. Und eigentlich kommt Housemusik ja aus Amerika. Dennoch gab es nie eine musikalische Revolution dort. Eben nie – bis heute. In Den 90ern kam dagegen sehr viel guter HipHop aus Amerika. Und Rock natürlich auch. In Europa feierte man aber inzwischen zu Platten wie „I‘m The One And Only Dominator“ oder „James Brown Is Dead“, es war eine Massenbewegung. Die Loveparade demonstrierte das seinerzeit sehr eindrucksvoll. Aber Amerika war musikalisch immer dominant und gab den Ton an. So war es damals und ist es heute. Dazu gesellt sich die Tatsache, dass es in Amerika zu allerersten Mal Dance in den Charts gibt und das der absolut neue Trend ist. Clubs und Festival schießen aus dem Boden und sind alle voll. Drüben tanzen und feiern sie gerade eine Art musikalische Revolution. Hier wird aber nicht auf Kompakt oder Pokerfl at gefeiert, sondern eben auf USA Dance. Und obwohl wir Nein zu St. Tropez sagen und auch keinen One Hit in Ibiza wollen geht das bei uns in die Charts und leider auch ins Radio.
Und so kommt es, dass Musik, die klingt wie das Schlechte der 90er, elf Jahre später in den Charts ist. Das alles nur, weil Amerika zu spät dran ist. Dazu eben noch der Trend auf Seiten der DJs, ihre Fans mit alten Remakes bedienen. Darum nervt die Musik gerade, denn es erscheint nichts Neues und Innovatives. Viele von uns haben das eben alles schon mal gehört, denn wenn man von den Venga Boys „I´m Going To Ibiza“ mit dem derzeitigen Hit „Give Me One Night In Ibiza“ vergleicht, dann sind die Unterschiede ja nicht wirklich so riesig. So liebe Kinder, dann haben wir wieder etwas gelernt und ho en, dass die Musik in Amerika bald ein bisschen moderner wird, damit wir und nicht weiter mit der ganzen Eurodance-Kacke quälen lassen müssen. Also Prost … und nicht vergessen: „you make me sweat when we turn this club around you sexy bitch“ und „party rockers with out you in St Tropez and beautiful people“ – is klar oder?
Bis dann
Euer Tom Novy
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