Planet Xenbel von Xenia Beliayeva
Was ist Welt und wer bin ich?
Die Woche verläuft mäßig. Regen, Regen, Grau, Regen. Regen, Grau, jeden Tag. Der Hund mag mich bestimmt nicht mehr, weil ich nicht wie gewohnt stundenlang mit ihm spazieren gehe, aber er weiß auch nicht, dass ich von Deadlines erdrückt werde. Was ein Wortwitz. Ich notiere konstant neue Sachen auf meiner To-Do-Liste und freue mich, wenn ich welche wegstreichen kann. Nebenbei beklage ich mich bei einem Freund.
Er versucht mich zu ermuntern. „Lass doch mal alle Fünfe gerade sein und einen Rotwein trinken gehen!“ Rotwein? Ich habe keine Zeit. Ich habe nur noch Deadlines, ich will in den Urlaub. Außerdem sind mir sind für dieses geniale Projekt die Ideen ausgegangen. Auf der ständigen Suche nach Veränderungen und neuen Wegen im Musikgeschäft muss ich kurz anhalten und nachdenken, was für dieses Projekt am besten ist. Man kann altbewährte Taktiken lange neu einkleiden und sie dementsprechend präsentieren, aber es funktioniert nicht immer. Wir gehen Rotwein trinken.
G: „Pause oder ein Abenteuer? So etwas inspiriert!“.
X: „Für die Pause kann ich selbst sorgen, das Abenteuer ist leider nicht planbar.“
G: „Wie wäre es mit einer Pause und währenddessen ein ungeplantes Abenteuer?“
X: „Deine Scherze sind nicht förderlich. Generell finde ich es nicht hilfreich, wenn du Vorschläge machst, die eindeutig nicht aufgehen. Der Sinn der Sache?“
G: „Hinters Licht führen, betrügen, jemanden täuschen, selbst täuschen, definieren, falsche Tatsachen vortäuschen!“
X: „Warum sollte ich mir selber etwas vorenthalten?“
G: „Weil du es nicht siehst, obwohl du es sehen kannst, oder nicht sehen willst?“
X: „Ich filtere meine Wahrnehmung, das ist ein Schutz. Wir müssen sogar filtern, sonst wären es zu viele Eindrücke, Zusammenhänge, Erinnerungen, Blackouts! Ist schon enorm, was täglich durchs Hirn muss und es muss gut ausgewertet werden zum lernen und weiterkommen. Filtern bedeutet für mich Frau der Lage zu sein, aber in was für einer Lage befinde ich mich?“
G: „Instinkt kommt auch ins Spiel. Es sind die selbst angelegten Scheuklappen, Verdrängung, ein regelmäßiger Schritt zurück. Das Fatale daran ist nur, dass man sich immer vorwärts bewegt. Kannst du dich daran erinnern, wann du das letzte Mal rückwärts gelaufen bist? Du läufst nie alleine rückwärts. Rückwärts laufen steht im Zusammenhang mit anderen Menschen! Denk da mal drüber nach! Wenn du malst und du betrachtest dein Bild, was tust Du? Wenn du sehen möchtest, wie es geworden ist, ob etwas fehlt, was machst du dann?“
X: „Wenn ich auf Papier male, halte ich das Blatt etwas weiter von mir weg und schaue es mir daraufhin aus der Nähe an. Wenn ich auf Leinwand male, hänge ich diese auf und schaue immer wieder mal, wenn sie nach einer Woche noch hängt, ist sie fertig.“
G: „Genau, Abstand gewinnen und betrachten! So mache ich das regelmäßig mit meinem Leben. Ich versuche es wie ein Maler sein Bild betrachtet zu betrachten!“
X: „Worin besteht dein Abstand?“
G: „Es ist eine Art Meditation. Ich versuche ohne Emotionen mein Leben als Bild zu verstehen – anschauen, nicht im Detail, sondern den Gesamteindruck!“
X: “Der Gesamteindruck reicht oft nicht aus!“
G: „Stimmt, aber das weiß man erst, wenn man ihn hat!“
X: „Hmm, Moment. Der Eindruck ist etwas Neutrales, es bedeutet weder Gutes noch Schlechtes.“
G: „Das Bild zu sehen heißt nicht, dass es gut ist, aber wenn du es verbessern möchtest, ist so ein Eindruck sehr hilfreich. Was haben wir denn sonst noch, um das Bild zu sehen, uns selber, und die anderen.“
X: „Die anderen?“
G: „Ja, die anderen!“
X: “Da wird es schwer!“
G: „Ich glaube auch! Andere reflektieren uns, oder? Es kommt etwas zurück vom Bild, aber es ist eingefärbt! Was ist, wenn du mit Rot gemalt hast?“
X: „Wie sieht denn mein Rot in deinen Augen aus?“
G: „Das werden wir nie wissen, unmöglich, richtig, aber es bleibt immer noch Rot, auch wenn dein Rot ein anderes ist als meins, wissen wir beide, wie Rot aussieht!“
X: „Jetzt wird es kompliziert, es geht um Wahrnehmung und Kommunikation und um mehr Rotwein! Das was wir über uns von anderen erfahren ist ja von dem jeweiligen Menschen erfahren worden, danach verarbeitet und dann hat er es uns mitgeteilt.“
G: „Das ist eine philosophische Grundsatzdiskussion, ca. 2000 Jahre alt. Die Reflektionen sind nicht unbedingt zutreffend!“
X: „Das mit dem Rot?“
G: „Wir hätten auch Grün nehmen können!“
X: „Es geht um: Was ist Welt und was bin ich und wie geht es weiter?“
Nachdem wir alles so schön reflektiert haben, werde ich mich von zwei Geschäftspartnern zum Start des Jahres trennen. Keine Lust mehr Rückwärts zu laufen!
Frohes Neues, Ahoi!
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