Track-Check: The Disco Boys – For You (Kontor)

Seit 1995 stehen The Disco Boys – das sind Raphael Krickow und Gordon Hollenga – auf den Bühnen der Welt, um ihren bravourösen Mix aus Disco-Klassikern und modernen House-Songs mit der Menschheit zu teilen. Einer ihrer größten Erfolge war zweifelsohne die überarbeitete Version des 80er-Jahre-Klassikers „For You“ von Manfred Mann‘s Earth Band. Wir haben mit Raphael Krickow über die Entstehung gesprochen.

Wie bei all euren Hits stellt sich mir die Frage: Wie seid ihr an das Originalmaterial herangekommen? Gab es Einzelspuren oder habt ihr einfach mit dem Master gearbeitet?

Da die Produktion mittlerweile fast 17 Jahre her ist, kann man ja ruhig sagen, dass wir auf eine MP3-Verson des Originaltitels zurückgegriffen haben, die ich irgendwann bei iTunes gekauft hatte, um meine Vinyl-Version von 1981 zu „ersetzen“. Ursprünglich sollte „For You“ ja gar keine offizielle Single werden, sondern nur ein Track für unsere Sets.

Wie war dann eure Herangehensweise, um mit diesem Material zu arbeiten?

Aufgrund mangelnder Spuren und eingeschränkter technischer Möglichkeiten konnten wir nur mit dem gesamten Playback arbeiten, Frequenzen filtern und das Arrangement ändern. Im Grunde haben wir also nur eine House-Version des Originals gebastelt. Ich denke, dass „For You“ auch deswegen 2005 zu einem Hit wurde, weil wir eben z.B. das komplette Vocal-Break im Stück gelassen haben.

Fangen wir mit den Drums an. Wie kam es zu dieser Auswahl?

Die Drums haben wir ausgewählt, weil sie gut zum Rest des Playbacks passten. Dann haben wir die Samples nochmal mit älteren, der damaligen Zeit entsprechenden Effekten bearbeitet. Es gibt ja mittlerweile schöne Adaptionen von früheren Geräten.

Zusammen mit den Drums erzeugt die Bassline ein pumpendes Disco-Feeling. Was ist euer Rezept für diesen Vibe?

Gerade im Bass haben wir uns sehr Standardtechniken wie exzessivem Sidechaining bedient und auch vom Sound her eher natürliche Bässe genutzt. Viele davon finden wir immer im Avenger oder auch in den Plug-ins von Native Instruments.

Im Hintergrund benutzt ihr oft Riser in den Build-ups. Wie erzeugt ihr diese?

Häufig mit Samples. Einige machen wir aber auch selbst, das einfachste Beispiel ist hier ein White Noise, den wir mit einem EQ bearbeiten und zusätzlich einen Filter automatisieren. Am Ende kommt noch ein kleiner Hall und Delay drauf, um das Ganze fetter zu machen. Auch nette Spielereien wie Panning oder LFO-Automationen kommen häufig zum Einsatz.

Der Originalsong ist ja bereits fertig gemastert, wie seid ihr damit beim Mischen umgegangen?

Das kommt immer drauf an, wie man das Sample einsetzt. Sollten beide Versionen übereinander laufen, nutzen wir EQs und sehr viel Sidechain. Steht das Sample alleine, versuchen wir mit Kompressoren und EQs das Sample in Sachen Lautstärke und Klang möglichst an die neue Produktion anzupassen. Solche Arbeiten gehen prima mit Ozone von iZotope.

Geht ein solcher Edit deutlich schneller von der Hand als eine Disco-Boys-Original-Produktion?

Eigentlich nicht, da man in der Zeit, in der man herumeditiert, häufig auch einen eigenen Titel hätte produzieren können.

Wie habt ihr das Arrangement, das ja etwas vom Original abweicht, gestaltet? Habt ihr Vorlagen für Arrangements?

Damals haben wir das einfach frei Schnauze gestaltet. Heutzutage ist das anders, da man ja eher für Spotify & Co. produziert und somit kaum Spielmöglichkeiten bleiben.

Wo sucht ihr nach neuen Samples für eure Lieder? Wie tief muss man heutzutage nach unentdeckten Tracks graben?

Das ist eine Frage des Anspruchs. In den Top-100-Listen aus früheren Jahrzehnten wird man immer fündig, aber das ist doch langweilig und zu einfach. Es geht eher darum, sich aus den vielen guten Titeln, die nicht in den Charts waren, Ideen mit Potenzial zu suchen. So war das auch bei „For You“, das von Manfred Mann‘s Earth Band nicht mal live gespielt wurde.

 

www.discoboys.de/

 

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