Track-Check: Ellen Allien – Stadtkind (BPitch)

Track-Check: Ellen Allien – Stadtkind (2001, BPitch Control)

Für die neueste Edition unseres Track-Checks haben wir mit der Berliner Koryphäe und BPitch-Control-Gründerin Ellen Allien gesprochen. Ihr Debütalbum „Stadtkind“ markiert den Beginn einer einzigartigen Künstlerinnenkarriere und den Auftakt einer schier endlosen Zahl an großartigen Momenten, sei es im Studio oder hinter dem DJ-Pult. Den Titeltrack haben wir hinsichtlich der Entstehung mal etwas genauer unter die Lupe genommen …

Hallo, Ellen! Zuerst einmal: Kannst du dich noch erinnern, wie du im Studio gesessen und an „Stadtkind“ geschraubt hast? Wie war der Vibe?

Bei diesem Album wollte ich anders klingen als die Musik, die ich kannte und etwas schaffen, was man noch nicht gehört hatte. Die Texte sind sozusagen Tagebücher beziehungsweise Gefühlsströmungen aus meinem Leben. „Data Romance“ handelt beispielsweise von einer E-Mail-Lovestory in den USA, und „Fensterbrettmusik“ ist die musikalische Umsetzung der Regentropfen, die auf mein Fensterbrett platschten. „Stadtkind“ beschreibt das Gefühl, wenn ich montags vom Globus/ Tresor nach Hause fuhr und mich merkwürdig fühlte, da Berlin auf dem Weg zur Arbeit war und ich von der Arbeit nach Hause kam. Mit dem Track habe ich meinen Lifestyle verarbeitet und akzeptiert.

Täuscht mich der Höreindruck oder sind alle Synthesizer im Track wirklich analog?

Viele Aufnahmen sind analog und sowohl die Sounds als auch meine Stimme wurden stark mit vielen Effekten bearbeitet.

Gab es 2001 schon ein Schema F, nach dem jeder Track im Techno-Kontext funktioniert hat? Wie bist du an das Arrangement herangegangen?

Der Fokus war primär darauf gerichtet, einfach anders zu klingen. Es gab kein Schema F im Kopf oder im Studio. Es fühlte sich eher an wie die Suche nach dem perfekten Sound.

Ein besonderes Merkmal des Tracks ist der großartig euphorische Synthie-Stab, der circa ab Minute 03:00 einsetzt. Welche Bedeutung hat dieses Sound-Element für dich in metaphorischer Hinsicht und woher wusstest du, dass dies der richtige Zeitpunkt für den Stab war?

Das war reine Intuition. Es schien mir einfach perfekt, die Fläche genau da einzusetzen. Ich würde den Synthie-Stab als ein ganz spezielles Gefühl beschreiben: Wie ich montags nach einem Gig im Taxi sitze, die Sonne aufgeht, alle im Regen zur Arbeit fahren und ich mich nach Hause ins Bett bewege.

Du experimentierst hier viel mit deiner Stimme. Was sind deine Lieblingstricks, außergewöhnliche Klänge aus deinen Vocals herauszuarbeiten?

Mittels einer Vielzahl von Effekten versuche ich, meine Stimme wie ein Instrument klingen zu lassen.

Würdest du heute noch ein kleines technisches Detail an dem Track ändern, wenn du dich nochmal dransetzen würdest?

Nein, niemals.

Wie oft in der Woche bist du heutzutage im Studio? Hat sich an deiner Routine etwas geändert seit „Stadtkind“?

Ins Studio gehe ich, wenn ich Ideen habe, meist zweimal oder dreimal pro Woche. Aber die Routine ist immer noch sehr ähnlich. Vor Kurzem hatte ich allerdings einen kleinen Break, da ich mir die Kniescheibe gebrochen habe und in den letzten acht Wochen zusehends damit zu kämpfen hatte. Ich kann es kaum abwarten, wieder an weiteren Lebanon-Hanover- und Rosa-Anschütz-Remixen zu arbeiten. Darüber hinaus wird es weitere tolle Projekte geben. Mein Knie brennt noch ein wenig, aber es wird besser.

Hier könnt ihr das Vinyl-Reissue bestellen: www.bpitch.de/release/stadtkind

 

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www.ellenallien.de