Track-Check: Stardust – Music Sounds Better With You (Roulé, 1998)

Track-Check: Stardust – Music Sounds Better With You (Roulé, 1998) Foto: Glen Han

Für unseren aktuellen Track-Check entführen wir euch in die goldene Ära des French House. Ein absolutes Juwel dieser Zeit ist zweifelsohne Stardusts „Music Sounds Better With You“, das 1998 der gemeinsamen Feder von Thomas Bangalter, Alan Braxe und Benjamin Diamond entsprang. Der Track stürmte die weltweiten Charts und heimste allein in Großbritannien zwei Platin-Auszeichnungen ein. Wir haben Alan Braxe zur Entstehung von „Music Sounds Better With You“ befragt.

Hallo, Alan. Erzähl uns etwas über den Prozess von der ersten Demo bis zur veröffentlichten Version von „Music Sounds Better With You“.

Die erste Demo entstand innerhalb von 20 Minuten vor einer Live-Show. Danach waren wir drei uns einig, dass das daraus ein richtiger Song entstehen sollte. Also verbrachten wir eine Woche in Thomas‘ Studio und nahmen den Def-Mix des Tracks auf. Ein paar Wochen später gab Thomas den Song einigen DJs auf der Miami Winter Music Conference und veröffentlichte ihn auf Vinyl auf seinem Label Roulé. Er lief in verschiedenen Radioshows und wurde im Sommer 1998 schließlich auf CD releast.

Wie sah deine Studioausrüstung zu diesem Zeitpunkt aus?

Sie bestand ausschließlich aus Hardwaregeräten und konzentrierte sich hauptsächlich auf Sampler wie den Ensoniq ASR 10 und den Emu SP 1200. Hinzu kamen ein Kompressor, ein Multi-FX und ein kleines Mischpult. Ein klassisches Bedroom-Studio.

Wo hast du das Chaka-Khan-Sample zum ersten Mal gehört und wann wusstest du, dass es die perfekte Wahl für den Track abgibt?

Thomas, Benjamin und ich hatten damals für eine Live-Show im Rex Club geprobt, um die Veröffentlichung von „Vertigo“, meiner ersten Platte auf Roulé, zu feiern. Irgendwann wollten wir einen zusätzlichen Track für die Show machen und waren auf der Suche nach Samples. Wir fingen an, uns ein paar Vinyls anzuhören, die Benjamin mitgebracht hatte, und als wir die Einleitung von „Fate“ hörten, hatten wir direkt dieses Gefühl, auf Gold gestoßen zu sein. Wir hörten es uns noch einmal an und beschlossen, diesen kleinen Abschnitt zu sampeln, der zur Grundlage des Stücks werden sollte.

Haben sich deine Herangehensweise an das Sampling sowie deine Sample-Quellen seither verändert?

In den frühen 90er-Jahren war die verfügbare Sampling-Zeit häufig sehr kurz. Das hatte den Vorteil, dass die Ohren daran gewöhnt waren, mit kleinen Samples zu arbeiten und mit nur wenigen musikalischen Elementen zufrieden zu sein. Jetzt gibt es fast keine Begrenzung der Sampling-Zeit mehr, sodass ein völlig neuer Ansatz entsteht. Heutzutage neige ich dazu, lange modulare Synthese-Takes aufzunehmen und dann durch das Audiomaterial zu scrollen, denn aufgrund meiner Sampling-Erfahrung weiß ich, dass es in diesem Take eine Vielzahl interessanter Elemente geben wird. Das Schöne am Sampling ist, dass man den Kontext mehrerer Audioquellen austauschen kann und so ein neuer Rahmen und ein neues Bild entstehen.

Wie sieht deine heutige Lieblingstechnik bei der Arbeit mit Samples aus?

Serato Stems ist genial. Man kann jede Audioquelle in vier Stems aufteilen (Gesang, Melodie, Bass, Drums), und je nach Audioquelle kann das Ergebnis superinteressant sein. Es gibt eine Menge Artefakte, aber ich liebe es, wie es klingt, wenn das Audio auf die Art und Weise degradiert wird, wie es die Sampler der alten Schule taten.

Der Groove von „Music Sounds Better With You“ verfügt über ein sehr organisches Swing-Gefühl. Wie habt ihr das geschafft?

Ich würde sagen, dass die von der Hardware erzeugten Zufallsfaktoren eine Menge dazu beigetragen haben.

Wie ist die massive Bassline entstanden?

Es ist ein Synthesizer-Sound. Der Bass ist entscheidend für den Song, denn alle 16 Takte ändert sich seine Melodie und er harmonisiert den Rest des Instrumentals. Er schafft somit einen Perspektivwechsel, der dazu beiträgt, die Ohren zu unterhalten.

Habt ihr die Lyrics gemeinsam entwickelt?

Ja. Anfangs hatten wir viel mehr Text, als nötig war. Irgendwann hatten wir deshalb Schwierigkeiten, ein gutes Arrangement zu finden, bis wir beschlossen, den Lyrics-Überschuss loszuwerden.

Welchen Einfluss hat der „French Touch“ auf die heutige elektronische Musik?

Das weiß ich nicht. Ehrlich gesagt frage ich mich eher, ob nicht all die guten Erinnerungen das Erbe dieser sehr speziellen Zeit der Mittneunziger-Jahre sind.

Aus dem FAZEmag 134/04.2023
Foto: Glen Han
www.music-sounds-better-with-you.com

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