Planet Xenbel – Ab in den Urlaub

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Planet Xenbel von Xenia Beliayeva
Ab in den Urlaub
FAZEmag 037/03.2015
xenbelVor ein paar Wochen traf ich auf dem Heimweg eine Bekannte. Wir kennen uns schon lange – zeitlich gesehen – haben mehrere Jobs zusammen gemacht, hin und wieder Mittag gegessen, einen Kaffee getrunken oder uns auf einer Party getroffen. Sie war mir immer sympathisch. Wir unterhielten uns ein wenig auf der Straße und beschlossen, in ein Cafe zu gehen, bevor wir erfrieren.

„Das Wetter macht mich fertig, ich bin reif für den Urlaub“, sagt sie, während sie ihre Jacke auszieht und den Schal zusammenrollt. Wer ist nicht reif für den Urlaub? Nichts gegen Hamburg, aber Hamburg im Winter kann Depressionen fördern. An manchen Tagen wache ich morgens auf, gucke aus dem Fenster und weiß nicht, wie spät es ist. Ein grauer Teppich am Himmel und seichter Nieselregen, bis es wieder dunkel ist, sind das Wenige, was man vom Tag hat. Scheint dann mal die Sonne, sind alle Einwohner aus dem Häuschen. Gerade ist eine von diesen grauen Wochen. Ich habe Vitamin D Mangel. Wo geht es hin, frage ich. „Och, keine Ahnung, ich möchte einfach nur weg. Irgendwohin, wo es warm ist. Mein Budget ist beschränkt. Ich kann 500 Euro auf den Kopf hauen.“ Mit wem fährst du? „Alleine!“ „Alleine?“ Habe niemanden, der mitfahren möchte und auch keine Lust, jemanden zu fragen. „Warm, Sonne, 500 Euro, Urlaub, sie fährt allein“, rattert es bei mir im Kopf und ohne nachzudenken, sage ich, dass ich mitkomme. Sie guckt mich strahlend an und sagt: „Cool, lass buchen!“ Klar, lass buchen, aber was? Wir zahlen unsere Rechnung, gehen zu Edeka, kaufen eine Flasche Wein, setzen uns in die Küche und googlen. Ab-in-den-Urlaub.de, Urlaubspiraten.de, Schiess-mich-tod.de. Kreta, Zypern, Malta, Gran Canaria, Menorca, Teneriffa, Mallorca – mir rauscht der Kopf. Was sollen wir auf den Kanaren, da Überwintern die Rentner. Eine Woche in irgendeiner Finca, mitten im nirgendwo, danach habe ich ganz bestimmt eine Depression. Bücher kann ich zu Hause lesen. Kulturell gibt es da nichts. Das nächste Dorf habe ich mir wahrscheinlich in fünf Minuten angeschaut und mit dem Mietwagen über die Insel fahren, turnt mich nicht an. Hotelanlage in Ägypten will ich auch nicht. Zu dem Budget, mit der Vorgabe Sonne, bleiben nur Kanaren oder Ägypten im Februar. Das wollen wir nicht. Da fällt mir ein, dass LTUR auf dem Kiez bis Mitternacht offen hat. Ich möchte nicht mehr googeln und schlage vor, zu LTUR zu gehen und denen zu erzählen, was wir möchten. Gesagt, getan. 10 Minuten später sitzen wir bei LTUR. Wir möchten zwanzig Grad plus, Unterhaltung, Kultur, Möglichkeiten, Flexibilität, bunt, zentral, zu Fuß, schön! Wo können wir hin? Der Herr von LTUR lacht. „Marrakesch, ich denke, ihr solltet nach Marrakesch. Da habt ihr alles, was ihr wollt. Marrakesch gehört zu den schönsten Städten auf der Welt. Europäisch, weltoffen, bunt, Basar, Tempel, Schlangenbeschwörer, tolles Essen, sieben Wasserfälle, Weltkulturerbe, Filmkulisse, Orient, Hamam, Farbenpracht und so weiter und so fort. 434 Euro inklusive Flug und 5 Sterne Hotel in der Altstadt. Abflug ab Hamburg, Halbpension. Was Besseres kann ich euch nicht anbieten oder ihr müsst nach Asien.“ In der Tat war dieser Vorschlag sofort überzeugend. Bloß nichts mehr googeln. Dienstag fliegen wir nach Marrokko. Yeah! Reisebericht folgt!

Eure Xeni

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